2012-10-29 Giessener Anzeiger: Da weht einem ganz schön das Höllenfeuer um die Ohren: Difference between revisions

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Für den Naturwissenschaftler Benecke bleibt die vorurteilslose und wertungsfreie Suche nach der Wahrheit aber die einzig sinnvolle Reaktion auf ungeheuerliche Verbrechen. Wie jeder von vorschnellen Urteilen geprägt ist, zeigt er anhand der im "Stern" veröffentlichten Bilder vom Tatort. In Meiwes' Elternhaus. Was auf den ersten Blick die "typische" Anmutung einer Messie-Behausung hat, kann nämlich auch das Chaos sein, das Ermittier nach einer Tatortuntersuchung zurückgelassen haben. Ein echter Soziopath und Serienmörder ist für Benecke dagegen der Kindermörder Jürgen Bartsch, dessen Fall er im Anschluss schildert. Immer wieder betont er, dass sich Ermittler von Gefühlen, wie Mitgefühl für die Opfer und Wut auf die Täter bei ihrer Arbeit freimachen müssen. "Das Einzige, das es gibt, ist die Wahrheit" lautet Beneckes Credo, deshalb arbeiten er und seine Frau Lydia an einem .. "Baukasten des Bösen". Beide eint die Uberzeugung, dass es gemeinsame Eigenschaften aller Serienmörder gibt, die, einmal erkannt, bei der Fahndung helfen und im Idealfall auf potenzielle Mörder bereits lange vor der ersten Tat aufmerksam machen. <br>
Für den Naturwissenschaftler Benecke bleibt die vorurteilslose und wertungsfreie Suche nach der Wahrheit aber die einzig sinnvolle Reaktion auf ungeheuerliche Verbrechen. Wie jeder von vorschnellen Urteilen geprägt ist, zeigt er anhand der im "Stern" veröffentlichten Bilder vom Tatort. In Meiwes' Elternhaus. Was auf den ersten Blick die "typische" Anmutung einer Messie-Behausung hat, kann nämlich auch das Chaos sein, das Ermittier nach einer Tatortuntersuchung zurückgelassen haben. Ein echter Soziopath und Serienmörder ist für Benecke dagegen der Kindermörder Jürgen Bartsch, dessen Fall er im Anschluss schildert. Immer wieder betont er, dass sich Ermittler von Gefühlen, wie Mitgefühl für die Opfer und Wut auf die Täter bei ihrer Arbeit freimachen müssen. "Das Einzige, das es gibt, ist die Wahrheit" lautet Beneckes Credo, deshalb arbeiten er und seine Frau Lydia an einem .. "Baukasten des Bösen". Beide eint die Uberzeugung, dass es gemeinsame Eigenschaften aller Serienmörder gibt, die, einmal erkannt, bei der Fahndung helfen und im Idealfall auf potenzielle Mörder bereits lange vor der ersten Tat aufmerksam machen. <br>


Eine beunruhigende Gemeinsamkeit, die Jürgen Bartsch mit den von der Kriminalpsychologin Lydia Benecke im zweiten Teil des Abends vorgestellten Serienmördern gemein hat, ist deren offensichtliche Unauffälligkeit. Gerade Serienmörder seien oft nach außen gut angepasste, unauffällige und freundliche Menschen, und weil ihr Verhalten nach außen hin den sozialen Normen entspreche, könnten sie ihre Verbrechen oft jahrelang begehen. Das Fazit des Ermittlerehepaars: Es lohnt sich vorurteilsfrei mit den Tätern zu reden und zu versuchen, sie zu verstehen, nicht (nur) weil man an die Möglichkeit einer Therapierung glaubt, sondern weil man nur so die Datenbank füttern kann, um andere Täter zu finden. Voraussetzung für diese Arbeit ist ein strapazierfähiges Nervenkostüm, denn so einer der letzten Sätze Mark Beneckes in der Kongresshalle: "Da weht einem schon ganz schön das Höllenfeuer um die Ohren."<br>  
Eine beunruhigende Gemeinsamkeit, die Jürgen Bartsch mit den von der Kriminalpsychologin Lydia Benecke im zweiten Teil des Abends vorgestellten Serienmördern gemein hat, ist deren offensichtliche Unauffälligkeit. Gerade Serienmörder seien oft nach außen gut angepasste, unauffällige und freundliche Menschen, und weil ihr Verhalten nach außen hin den sozialen Normen entspreche, könnten sie ihre Verbrechen oft jahrelang begehen. Das Fazit des Ermittlerehepaars: Es lohnt sich vorurteilsfrei mit den Tätern zu reden und zu versuchen, sie zu verstehen, nicht (nur) weil man an die Möglichkeit einer Therapierung glaubt, sondern weil man nur so die Datenbank füttern kann, um andere Täter zu finden. Voraussetzung für diese Arbeit ist ein strapazierfähiges Nervenkostüm, denn so einer der letzten Sätze Mark Beneckes in der Kongresshalle: "Da weht einem schon ganz schön das Höllenfeuer um die Ohren."<br><br>


===<font color=orange>Lesetipps</font>===
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* [[2016 07 Hanauer Anzeiger: Der natuerliche Lauf des Lebens|Der natürliche Lauf des Lebens]]
* [[2013 02 01 Heidenheimer Neue Presse: Einblicke direkt in die Hoelle|Einblicke direkt in die Hölle]]
* [[1998 Die Zeit: Hoelle nach Herzenslust |Hölle nach Herzenslust]]
* [[2018-03-04 nachtplan: Stahl, Kohle, Feuer, Eis und 144 bpm|Stahl, Kohle, Feuer, Eis und 144 bpm]]
* [[2013-02-21 20 minuten online: Kann ein Mensch spontan verbrennen|Kann ein Mensch spontan verbrennen?]]
* [[2011-3 Skeptiker: Das Leichen-Öl der Heiligen Walburga|Das Leichen-Öl der Heiligen Walburga]]
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Revision as of 13:09, 6 October 2019

Quelle: Gießener Anzeiger, Kultur lokal, 29. Okt. 2012, Seite 6

Da weht einem ganz schön das Höllenfeuer um die Ohren

Mark und Lydia Benecke lassen Zuschauer in die Seele von Serienkillern blicken

[Weitere Interviews & Artikel]

VON INGO BERGDÖRFER

GIESSEN. Das muss man sich mal vorstellen. Da drängen sich die Menschen in der voll besetzten Kongresshalle, um dort mit eher abseitigen Bereichen der menschlichen Seele konfrontiert zu werden, die selbst Krimi -Vieifressem eher selten auf den Teller kommen wie Kannibalismus, Häutungen, Serienmörder - und immer wieder goutiert die Menge die Ausführungen des Kriminalbiologen Mark Benecke und seiner Frau Lydia mit Szenenapplaus und manchmal gar Gelächter. Gleichwohl waren die Ausführungen der Beneckes weder morbide noch misantroph und auch nicht freiwillig oder unfreiwillig komisch. Am Ende zweier mit Informationen prall gefüllter Vorträgen stand die Erkenntnis, dass es durchaus sinnvoll ist, in die Abgründe der menschlichen Seele zu blicken und diese selbst in ihren von der Norm am weitesten ver-rückten Spielarten zu verstehen - wenn man denn robust genug ist, diesen Anblick zu ertragen.

Madendoktor, Multitalent und subkultureller Tausendsassa - Mark Benecke ist der unumstrittene Star der kriminalistischen Forensik, einer Disziplin der Kriminalermittlung, die vor allem der Erfolg der CSI-Serien aus der Abgeschiedenheit der Labore ins Rampenlicht gestoßen hat. Und auch wenn Benecke nicht müde wird, auf die Unterschiede zwischen Hollywood und Kriminalalltag hinzuweisen, profitiert er natürlich vom medialen Boom und zeigt sich dabei als durchaus cleverer Geschäftsmann. Die Angebotspalette seines Merchandising-Stands reicht von Kinderbüchern und Experimentierkästen über ein Dutzend Bücher über Serienkiller, Vampire und Tätowierungen bis hin zu Miniatursärgen. Dass Benecke es gleichwohl geschafft hat, seine Natürlichkeit, Offenheit und vor allem einen neugierigen Blick auf spannende Entdeckungen hinter der nur scheinbar banalen Fassade des Alltags zu bewahren, ist wohl das Geheimnis seines Erfolgs, ob nun als Kriminalbiologe oder Referent mit Entertainer-Qualitäten.

So hielt er in Gießen auch keinen Vortrag von der Stange, sondern zeigte den Zuschauern erst einmal eine ganze Bilderserie, die er kurz zuvor bei seiner Anreise mit dem Zug am Gießener Bahnhof aufgenommen hatte. Das geschulte Auge des Spurensuchers entdeckt da nicht nur seltsame Faserreste am Lebensmittelautomaten, die dort nicht hingehöre~? sondern auch die ganz eigene "Knast-Asthetik" der Stadt, gefolgt von ein paar Anmerkungen zur "Abzockermentalität" hiesiger Taxifahrer und einem comedyreifen Briefwechsel mit der Gießener Stadtverwaltung.

Nach diesem lichten Einstieg wird es düster und bleibt es auch bis zum Ende des dreistündigen Vortrags. Zum Auftakt befasst sich Benecke mit einem spektakulären Fall aus der Region, dem "Kannibalen von Rotenburg". Armin Meiwes ist für Benecke kein Beispiel für einen klassischen Serienkiller, da er gerade keine Freude am Töten seines Opfers empfunden habe. Die Frage bleibt, ob Meiwes nicht besser gleich in einer Psychiatrie untergebracht worden wäre, statt im Gefängnis. Benecke weiß, wie schwer es Menschen fällt, angesichts solcher Taten, wie des "einvernehmlichen Kannibalismus" Meiwes' und seines Opfers, emotionslos und nüchtern zu bleiben. Für den Naturwissenschaftler Benecke bleibt die vorurteilslose und wertungsfreie Suche nach der Wahrheit aber die einzig sinnvolle Reaktion auf ungeheuerliche Verbrechen. Wie jeder von vorschnellen Urteilen geprägt ist, zeigt er anhand der im "Stern" veröffentlichten Bilder vom Tatort. In Meiwes' Elternhaus. Was auf den ersten Blick die "typische" Anmutung einer Messie-Behausung hat, kann nämlich auch das Chaos sein, das Ermittier nach einer Tatortuntersuchung zurückgelassen haben. Ein echter Soziopath und Serienmörder ist für Benecke dagegen der Kindermörder Jürgen Bartsch, dessen Fall er im Anschluss schildert. Immer wieder betont er, dass sich Ermittler von Gefühlen, wie Mitgefühl für die Opfer und Wut auf die Täter bei ihrer Arbeit freimachen müssen. "Das Einzige, das es gibt, ist die Wahrheit" lautet Beneckes Credo, deshalb arbeiten er und seine Frau Lydia an einem .. "Baukasten des Bösen". Beide eint die Uberzeugung, dass es gemeinsame Eigenschaften aller Serienmörder gibt, die, einmal erkannt, bei der Fahndung helfen und im Idealfall auf potenzielle Mörder bereits lange vor der ersten Tat aufmerksam machen.

Eine beunruhigende Gemeinsamkeit, die Jürgen Bartsch mit den von der Kriminalpsychologin Lydia Benecke im zweiten Teil des Abends vorgestellten Serienmördern gemein hat, ist deren offensichtliche Unauffälligkeit. Gerade Serienmörder seien oft nach außen gut angepasste, unauffällige und freundliche Menschen, und weil ihr Verhalten nach außen hin den sozialen Normen entspreche, könnten sie ihre Verbrechen oft jahrelang begehen. Das Fazit des Ermittlerehepaars: Es lohnt sich vorurteilsfrei mit den Tätern zu reden und zu versuchen, sie zu verstehen, nicht (nur) weil man an die Möglichkeit einer Therapierung glaubt, sondern weil man nur so die Datenbank füttern kann, um andere Täter zu finden. Voraussetzung für diese Arbeit ist ein strapazierfähiges Nervenkostüm, denn so einer der letzten Sätze Mark Beneckes in der Kongresshalle: "Da weht einem schon ganz schön das Höllenfeuer um die Ohren."

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Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.