2012-10-07: Kriminalbiologietag WOG Leipzig
Quelle: Jahrbuch 2012/2013 des WOG Leipzig
„Wie realistisch ist CSI?“
Kriminalbiologietag mit Dr. Mark Benecke
[Mehr zu Crime & Co.] [Alles über die FE-Trainings]
[Interview der Leipziger Volkszeitung über MBs Arbeit]
[Das berichten Teilnehmer weiterer Workshops]
Text: Carolin Uhlmann / Juliane Siegert
Am 07.10.2012 fand an unserer Schule der Kriminalbiologietag statt. Dr. Mark Benecke, einer der bekanntesten Kriminalbiologen der BRD, kam dafür extra ans Wilhelm-Ostwald-Gymnasium (WOG) und stellte interessierten Schülerinnen und Schülern zunächst in Workshops seine Arbeit als Kriminalbiologe vor. Seine Aufgabe bei Mordfällen ist es, an einem Tatort nach dem, was anderen uninteressant und völlig nebensächlich erscheint, zu suchen. Das kann von Blutspuren, über die Stellung oder Lage bestimmter Gegenstände, bis hin zu einem kleinen Stück Kreide, alles sein.
In den Workshops gab er uns Schülern die Chance, einen Teil seiner Tätigkeit einmal selbst zu erleben. So bestimmten die kleineren Klassen anhand von Maden den Todeszeitpunkt von Leichen. Den Größeren traute er zu, den Tathergang einiger Morde anhand von Bildern wirklicher Fälle und den darauf erkennbaren Spuren nachzuvollziehen. Der anschließende Vortrag von Dr. Benecke selbst war der Höhepunkt des Tages, denn er ist kein Kriminalbiologe, wie man ihn sich eigentlich vorstellt.
Das wurde allen Anwesenden schon bewusst, ehe er überhaupt auf die Bühne kam. Während Dr. Benecke zahllose Bücher seiner Fans signierte, wurden auf die Bühnenwand Musikvideos von aktuellen Top-Stars projiziert. Dann war es endlich soweit. Unser Schulleiter , Herr Dr. Jost , stellte stolz den Vortragenden, Dr. Mark Benecke, vor. Dieser trat mit schwarzer Hose und Jacke, Piercings sowie unzähligen Tattoos schließlich vor das Publikum interessierter Schüler, Eltern und Lehrer.
Zunächst schien Dr. Benecke gar nicht genau zu wissen, was von seinem ganzen Wissen für die Zuhörer am interessantesten sein könnte. Als gleich zu Beginn aus dem Publikum hinsichtlich des Vortragsthemas die Frage kam, ob die CSI- Fernsehserien wirklich der Realität entsprächen, antwortete er kurzerhand einfach mit „NEIN“. Und dies war sein Ansatz dafür, zu einem für ihn noch wichtigeren Thema zu kommen, mit dem er sich schon viele Monate beschäftigt und welches mit seinem Spezialgebiet – der Forensik – zu tun hat: Dr. Benecke vermutete, dass man den Zeitpunkt des Todes auch mit Hilfe der Grünfärbung einer Leiche feststellen kann.
Folglich versuchte er zu ergründen, was es mit den unterschiedlichen Grüntönen auf sich hat. Nach langer Suche stellte er fest, dass es sich um Pseudonomas - Stämme (auf Leichen siedelnde Bakterien) handelte. Anhand ihrer Menge, Färbung und Ausbreitung kann man eventuell irgendwann tatsächlich prognostizieren, wie lange der Tod einer Person bereits zurückliegt.
Während seines gesamten Vortrages wurden die Zuschauer zusätzlich durch regelmäßige Gedankensprünge in die befremdliche Welt von Mördern und Ermordeten entführt; man gewann Einblicke in die Gedankenwelt eines Psychopathen oder in die Thanatochemie („Chemie des Todes“), in welcher u.a. den bei der Verwesung entstehenden Produkten ein eher unappetitlicher Geruch aus dem Alltag zugeordnet wird. Sämtliche Inhalte seines Vortrages, also „Untersuchungsgegenstände“ und bisherige Ergebnisse, stellte er mit vielen Bildern anschaulich dar.
Dr. Benecke betrachtet all diese Dinge rein wissenschaftlich. Wie er selbst sagt, hat er kein Problem damit, mit „verwesenden Überresten“ zu arbeiten und zu forschen. Das macht für ihn eben die Spannung seines Berufes aus. Von den realitätsnahen und gut nachvollziehbaren Erläuterungen gefesselt, öffnete er uns Zuschauern die Türen zu einer uns bis dahin wenig bekannten Welt und zeigte uns diese aus dem Blickwinkel eines Kriminalbiologen.
Mit herzlichem Dank an Gabriele Beier für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.