2012-06-17 SZ online: Mairennen Donaldisten 2012
Quelle: Sächsische Zeitung Online, Panorama - 17. Juni 2012
Gelebter Donaldismus - Entenhausenforscher auf dem Bauernhof
Mairennen 2012 der D.O.N.A.L.D. in Bergisch Gladbach / Duckterath / Gut Schiff
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VON YANNIC FEDERER, dpa
Sie lieben Donald Duck, Entenhausen und die Panzerknacker. Aber wer sie für einen schnöden Donald-Duck-Fanclub hält, liegt falsch. Donaldisten stellen Entenhausener Szenen nach.
Bergisch Gladbach (dpa) - Was die Donaldisten an diesem Samstag in
Bergisch Gladbach bei Köln treiben, nennen sie selbst gerne «gelebten
Donaldismus». Aus ganz Deutschland sind sie zu ihrem jährlichen
Mairennen zusammengekommen, wo sie Szenen aus ihren Lieblingscomics
in einer Art Wettbewerb nachstellen. Es handelt sich um eine Mischung
aus Schnitzeljagd und Wissenstest. Dass das Mairennen im Juni
stattfindet, kümmert die Donaldisten wenig.
Rainer Bechtel, Vermessungstechniker und Organisator des
Mairennens, klettert auf eine Kinderrutsche aus Plastik. Gemeinsam
mit etwa vierzig Donaldisten stimmen sie ihre Hymne an, die Donald
Duck selbst gedichtet haben soll: «Und lieg ich dereinst auf der
Bah-re, so denkt auch an meine Guitah-re, und legt sie mir mit in
mein Gra-hab.» Dann skandieren sie gemeinsam: «Klatsch! Klatsch!
Klatsch!» So applaudiert man unter Donaldisten. Das Mairennen kann
beginnen.
Im donaldistischen Festkalender ist das Mairennen einer der
wichtigsten Termine. Veranstalter ist die D.O.N.A.L.D., die deutsche
Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren
Donaldismus. Wer die Donaldisten für schlichte Donald-Duck-Fans oder
Sammler seltener Comic-Hefte hält, liegt falsch. «Donaldismus ist
eine Art Philosophie», erklärt Bechtel. Lufthansa-Pilot Uwe Lambach
erklärt, Entenhausen sei Vorbild und Mahnung für jeden Donaldisten.
Er muss es wissen, denn Lambach ist das Oberhaupt der deutschen
Donaldisten, genauer: Er ist die gewählte Präsidente.
Donaldisten verstehen sich als Forscher. Am meisten beschäftigt
sie die Frage, wo Entenhausen genau liegt: In einem parallelen
Universum? Auf einem Planeten namens Stella Anatium? Oder in einer
postapokalyptischen Zukunft? Dass Entenhausen aber lediglich die
fiktive Heimat einer ebenso fiktiven Entenfamilie sein könnte, ist
für Donaldisten gänzlich ausgeschlossen. «Die generelle Existenz
Entenhausens ist eine Grundannahme, ist ein Axiom», erklärt
Präsidente Lambach.
Comic-Zeichner Carl Barks, der Entenhausen und seine Bewohner seit
den 30er Jahren entscheidend geprägt hatte, habe die Geschichten aus
Entenhausen keineswegs erfunden. Er sei ein nichts ahnendes Medium
gewesen, der aus Entenhausen berichtet habe, ohne sich selbst darüber
im Klaren gewesen zu sein, erklärt Bechtel. «Das ist gewissermaßen
ein Duckma.»
Donaldisten legen großen Wert auf die Ernsthaftigkeit, mit der sie
ihren anarchischen Spaß betreiben. Mark Benecke, Kriminalbiologe und
nordrhein-westfälischer Vorsitzender von «Die Partei» zeigt auf zwei
bemalte, acht Zentimeter große Madagaskar-Fauchschaben, die auf einem
Holzbrett um die Wette laufen sollen. «Das ist kein Spiel! Das ist
ein Nacherleben des Berichts!», betont er. In Entenhausen ließ man
schließlich pfeilnäsige Erdflöhe gegen stachelhäutige Blattwanzen
antreten.
Zuvor sollte ein Wirbelsturm Dagobert Ducks Bargeldvorräte durch
die Luft schleudern, was mit einem Laubbläser und einer Kiste voller
selbst gebastelter Talerscheine erledigt wurde. Die Aufgabe: Jeder
Donaldist musste mindestens zehn Millionen Taler fangen. «Man kann
gepflegt intellektuelle, infantile Dinge tun», erklärt ein Donaldist.
Für Donaldisten ist das kein Widerspruch.
Mit herzlichem Dank an dpa für die (bezahlte) Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.
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