2012-03-14 Christoph Steddin: Prozesse der Faeulnis und Verwesung in Abhaengigkeit von Brandeinwirkungen

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Name: Christoph Steddin
Diplomarbeit
Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt
Erstgutachter: KOR Bernd Ritzmann, Zweitgutachterin: Dr. med. Katja Jachau
Aschersleben, den 14.03.2012

Prozesse der Fäulnis und Verwesung in Abhängigkeit von Brandeinwirkungen

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Einleitung

Ziel der Untersuchung

Mein gewähltes Thema „Prozesse der Fäulnis und Verwesung in Abhängigkeit von Brandeinwirkungen“ soll aufzeigen, dass der Grad der Verwesung und der Fäulnis stark von dem der „normal“ stattfindenden Verwesung und Fäulnis abweicht, wenn eine Leiche Verbrennungserscheinungen aufweist. Diese Erscheinungen wurden bis dato kaum dokumentiert und erforscht. Es kann davon ausgegangen werden, dass Fäulnis sowie Verwesung annähernd der einer „normalen“ Leiche stattfinden.


Hier würden nur die Umstände der Verbrennung im Bezug auf Hautbeschädigungen und Verkohlung das Erscheinungsbild dieser beiden Prozesse ändern. Zum einen wäre evtl. das Durchschlagen des Venennetzes in seiner Sichtbarkeit beeinflusst bzw. nicht möglich, weil die Venen unter der Haut schon zerstört sein könnten, zum anderen kann sich entstehendes Fäulnisgas nur in manchen Bereichen des Leichnams sammeln, da der Körper durch die Verbrennungen geschädigt ist und somit die Haut leichter aufplatzen kann oder bereits aufgeplatzt ist und das Gas entweicht.


Als weiterer Punkt wäre der Schimmelbefall im Besonderen fraglich, da die schützende Haut beschädigt ist und sich am Körper nun leichter Pilzsporen halten und Pilzkulturen möglicherweise wachsen können. Es könnte aber auch sein, dass wenn der Körper stark verbrannt ist, die Verkohlung als schützende Kruste über dem Leichnam liegt und diese für die Entwicklung von Schimmel nicht geeignet ist. Der Befall durch andere Organismen und die Besiedlung des Körpers durch Insekten könnte bei dem verbrannten Objekt, auf Grund des entstehenden Geruchs, stärker sein im Vergleich zum nicht verbrannten.


Diesbezüglich werde ich ein Experiment an zwei Hausschweinen durchführen, um diese Leichenerscheinungen zu verifizieren. Da das Hausschwein in seinen Körperorganen denen des Menschen sehr ähnlich ist, könnten die Ergebnisse des Experiments auch auf menschliche Leichen anwendbar sein.


Der Aspekt, dass beide Hausschweine nahezu gleichen Umwelteinflüssen ausgesetzt werden, wird das Experiment begünstigen und gegebenenfalls den Unterschied der Verwesung und der Fäulnis sowie des Tierfraßes zwischen einem verbrannten und nicht verbrannten Hausschwein verdeutlichen.


Als erhofften Zusatz könnte aus polizeilicher und gerichtsmedizinischer Sicht somit auf die mögliche Liegezeit bei verbrannten Leichen im Bezug auf den Menschen eventuell näher eingegangen werden, da diese andere Verwesungs- und Fäulnis- sowie Tierfraßerscheinungen aufweisen. Die Darstellung dieser Merkmale wird in dem Experiment angestrebt.


... die gesamte Arbeit gibt's oben als .PDF!


Zusammenfassung

Die Prozesse der Fäulnis und Verwesung sind sehr vielfältig in ihrer Art und Weise der Erscheinung. Sie können dabei in Abhängigkeit der Umwelteinflüsse stark variieren. Darauf bezogen gab es bis jetzt kaum Untersuchungen, die die Abhängigkeit besagter Prozesse auf einem verbrannten Körper betrachteten. Eine Leiche könnte durch Verbrennung nicht nur in ihrer Erscheinung, sondern auch in dem Verlauf der Zersetzungsprozesse verändert sein. Mein gewähltes Thema soll dies im Besonderen mit Hilfe eines Experiments an Hausschweinen betrachten und darstellen.


Diese Tiere wurden aus anatomischen Gründen gewählt, da sie in vielen Punkten dem menschlichen Körper ähneln. Die Haut des Hausschweins besitzt einen ähnlichen Aufbau und ist dazu nur durch wenige kurze Grannenhaare bedeckt, also fast frei. Der Körperaufbau ist anders, das steht außer Frage, aber der Aufbau ihrer Organe ist auch ähnlich und Hausschweine werden in der Medizin und der Pathologie für Forschungszwecke genutzt, deren Ergebnisse für den menschlichen Körper und deren Nachforschung bedeutend sind.


Die von einer Zuchtanlage stammenden gesunden Hausschweine wurden kurz nach ihrem Tod in einem Waldstück, einem damaligen russischen Truppenübungsplatz, ausgelegt, wobei einer der beiden Körper vor Ort verbrannt wurde. Die Verbrennung erfolgte so, dass dieser im unteren Bereich stark verkohlt war und im oberen die oberste Hautschicht leicht aufplatzte und der Körper mit Ruß überzogen war. Das Gesundheitsamt, die Stadt, sowie der Förster waren über die Durchführung des Experiments informiert und stimmten diesem zu. Der Förster stellte zwei kleine Backsteinbauten dafür in diesem Waldstück zu Verfügung, welche etwa 8m2 groß waren, nach allen Seiten durch breite ehemalige Fenster offen und ein intaktes Dach besaßen.


Während dem Durchführungszeitraum vom 28.10. bis 31.12.2011 waren die Körper den Umwelteinflüssen der Umgebung ausgesetzt und durch Schutzbauten von größeren Aasfressern bewahrt, um ein Vertilgen oder Verschleppen zu vermeiden. Das Areal wurde die ersten drei Wochen täglich, daraufhin alle zwei bis vier Tage aufgesucht, um Messwerte zu entnehmen, wie Außen- und Körpertemperaturen und Veränderungen festzustellen und zu dokumentieren. Dabei herrschten Temperaturen von 15°C bis -3°C. Trotz der niedrigen Temperaturen fast während der ganzen 65 Tage, die die Schweinekörper ihrer Zersetzung durch die Natur überlassen wurden, gab es gravierende Unterschiede der Fäulnis- und Verwesungsprozesse an den beiden Körper.


Aufgrund der Temperaturen wurden die Körper auch nur wenig von Fliegenmaden besiedelt und dies nur im Kopf- bis Halsbereich, sodass diese Art des Zersetzens durch andere Organismen die weiteren Erscheinungen von Fäulnis und Verwesung nicht durch ein Vertilgen beeinflussten. Jene waren hauptsächlich die Grünfärbung des Unterbauches, Fäulnisflüssigkeits- und Fäulnisgasbildung und Schimmelpilzbefall. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Erscheinungen, die sich am Meisten von dem des anderes unterschieden. Die verbrannte Haut des 2. Objekts war nicht mehr elastisch. Darin begründet sich der folgende Unterschied, denn durch das Entstehen von Fäulnisgas dehnen sich Organe und Körper und es kommt zum sogenannten Aufdunsen der Leiche.


Durch die Verkohlung kann sich die Haut nicht mehr dehnen und sie platzte auf, während das nichtverbrannte Schwein nur leicht aufquoll. Durch das Aufplatzen trat auch Fäulnisflüssigkeit aus dem verbrannten Körper aus, während diese aus dem anderen Körper nur aus dessen Körperöffnungen austrat. Der Schimmelpilzbefall trat als extremster Unterschied auf, wobei er das verbrannte Hausschwein mit zunehmender Liegezeit und Luftfeuchtigkeit komplett umgab und das mit mehreren Arten in weiß, grau, schwarz, grün und sogar rosa / rot, während sich nur sehr wenig weißgrauer Schimmel am nichtverbrannten Schwein bildete.


Somit tritt bei verbrannten Körpern, eine Betrachtung vom Schwein auf eine menschliche Leiche ist möglich, kaum ein Aufdunsen ein, da das gebildete Fäulnisgas durch Hautaufplatzungen aufgrund der Entstehung entweicht. Insekten nutzen den Körper erst spät als Brutplatz, wenn dieser durch die Luftfeuchtigkeit wieder weich wird. Schimmel ist hier das A und O. Er befällt den Körper viel eher und massiver, da die Haut ihn nicht mehr schützt. Die verbrannte Haut und das offen liegende Fleisch bieten eine ideale Grundlage für seine Entwicklung und Ausdehnung. Er umgibt in all seiner Vielfalt den Körper.


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Mit herzlichem Dank an Christoph Steddin und die Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.


Lesetipps



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.