2009 Facharbeit Philip Kehela

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Der genetische Fingerabdruck

Dem Täter auf der Spur

Facharbeit von Philip Kehela
Albert-Schweizer-Gymnasium in 45768 Marl
Frau Lutz
Stufe 13/1

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Vorwort

Bis 1985 konnten Täter vor Gericht bei unklarer Beweislage nicht verurteilt werden: es galt "im Zweifel für den Angeklagten". In diesem Jahr jedoch veröffentlichte der englische Humangenetiker Alec Jeffreys eine Methode zur eindeutigen Identifizierung von Personen. Er nannte sie "the genetic fingerprints": Der genetische Fingerabdruck!

In meiner Facharbeit werde ich dieses Thema, anhand eines Fallbeispiels, eines Interviews mit dem Kriminalbiologen Herrn Dr. Mark Benecke sowie eigener Recherchen erörtern.

Wie wird ein genetischer Fingerabdruck erstellt und wodurch wird bewiesen, dass jeder Mensch einzigartig ist? Was besagt die Gesetzeslage der Bundesrepuplik zur Anwendung des genetischen Fingerabdrucks in der Täterverfolgung?

Diesen Fragen werde ich auf den nächsten Seite nachgehen.

Der genetische Fingerabdruck

Wie im Vorwort bereits erwähnt wurde der genetische Fingerabdruck 1985 von Alec Jeffreys entwickelt. Jeffreys untersuchte das für einen Blutfarbstoff verantwortliche Gen. Als er sich Fotographien der DNA-Abschnitte des Genes näher ansah, erkannte er eine Ähnlichkeit zu Strichcodes, die zum Beispiel auf Lebensmittelverpackungen zu finden sind. Die in den verschiedenen Blutproben vorhandene DNA bildet immer wieder unterschiedliche Muster. Keine Probe war gleich. Noch am gleichen Tag bekam Jeffrey's zufällige Entdeckung einen Namen; Der genetische Fingerabdruck.

Mit einem Fingerabdruck hat diese Methode jedoch nichts zutun. Es ist eher eine humorvolle Anspielung auf den Fingerabdruck, der bei jedem Menschen unterschiedlich ist. Will man es genau nehmen, so müsse man von einem "nichtcodierenden DNA-basierten Identifizierungselement bei Vorliegen einer Vergleichs-Probe" sprechen, was für die Gesellschaft jedoch zu umständlich wäre.

In der Kriminalbiologie spricht man inzwischen nur noch von einer "DNA-Typisierung". Bei der Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks oder besser DNA-Typisierung werden kurze Teile der DNA dargestellt und mit anderen verglichen um, wie in meiner Facharbeit, einen Täter zu identifizieren.

Der Fall des Egidius S.

Egidius S. vergewaltigte und tötete 5 Frauen. 20 Jahre lang lebte er ein normales Leben und arbeitete bis Ende der neunziger Jahre als Versicherungsmakler mit seinem dunklen Geheimnis weiter, bis eine DNA-Typisierung ihn als Mörder überführte. Egidius S.s Taten sind besser unter "Disco- und Anhaltermorde" bekannt. Zur damaligen Zeit wurde er als "Würger von Aachen" bezeichnet.

Egidius S. tötete zwischen 1983 und 1990 fünf Frauen und zwar immer nach dem gleichen Prinzip. Er stellte sich mit seinem Wagen nachts an den Fahrbahnrand und wartet auf Frauen, die aus einer Aachener Disco kamen und nach einer Mitfahrgelegenheit suchten. Diese 5 Frauen stiegen in sein Auto; er vergewaltigte und erdrosselte bevor er sich der Leichen in abgelegenen Waldstücken entledigte.

An seinem dritten Opfer, der damals 17 Jährige Angelika S., die er am 1.September 1984 vergewaltigte und erdrosselte, sicherten Ermittler Spermaspuren. Da zu diesen Zeitpunkt die Methode der DNA-Typisierung noch gar nicht erfunden war, konnte kein genetischer Fingerabdruck des Mörders erstellt werden. Erst im Jahre 2003 wurde eine DNA-Typisierung des Spermas vorgenommen und das vorliegende Muster in die Datenbank des Bundeskriminalamtes eingefügt.

Im März 2007 wurde Egidius S. bei einem Metalldiebstahl in Geilenkirchen gefasst. Er gab freiwillig eine Speichelprobe ab. Daraus erstellten Forensiker des Bundeskriminalamtes einen genetischen Fingerabdruck, der sofort einen Volltreffer in ihrer Datenbank gab. Die DNA war identisch mit der, die bei den untersuchten Spuren des Opfers Angelika S. gefunden worden war. Egidius S. gab auch die vier anderen Morde zu und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

DNA

Voraussetzungen

Egidius S. wurde anhand eines Abgleiches seiner DNA überführt. Diese DNA wurde aus Spermaresten, die am Körper einer der getöteten Frauen gefunden worden waren, extrahiert. Ein genetischer Fingerabdruck kann aber auch durch vorhandene Haare, Reste von Körpergewebe, Vaginalzellen, Knochen oder Speichel erstellt werden. All diese Bestandteile beinhalten genug Zellen, in denen wiederrum unser Erbmaterial, die DNA, enthalten ist. Früher war eine Blutabnahme dazu nötig. Wobei die DNA aus dem Kern der weißen Blutzellen gewonnen wird. Heute kann einfach ein Wangenabrieb ("Speicheln")von einer Person gemacht werden, da dort schon genügend Mengen DNA für eine DNA-Typisierung vorhanden sind.

DNA

Die DNA wurde 1869 von Friedrich Miesscher als Zellbestandteil entdeckt und 1919 identifizierte Phoebus Levene ihre Bestandteile. DNA steht für "Desoxyribonucleinsäure". Sie befindet sich in jeder menschlichen Zelle und enthält die gesamte Erbinformation eines Menschen. Im Zellkern liegt sie als doppelter Chromosomensatz vor: 23 Chromosomen vom Vater, 23 Chromosomen von der Mutter.

Die DNA besteht aus zwei komplementären Strängen, die in Form einer Doppelhelix mit Hilfe von Proteinmolekülen (den Histonen) umeinander gewunden sind.

Sie ist aus Nukleotiden zusammengesetzt, wobei sich ein Nukleotid aus einer Phosphorsäure (Phosphat), dem Zucker Desoxyribose und einer Heterozyklische Nukleobase (Base) zusammensetzt. Da die Phosphor- und Zuckeruntereinheiten dem Nukleotid gleich sind, bilden sie als wiederholende Kette das sogenannte "Rückgrat". Die Verbindung der beiden Stränge erfolgt über den dritten Baustein der DNA, die Basen. Es gibt vier verschiedene Basen: Purinbasen (Adenin,Guanin) und die Pyrimidbasen (Thymin, Cytosin). Es liegen sich immer Adenin und Thymin, die über zwei und Guanin und Cytosin, drei lockerer Wasserstoffbrückenbindungen verbunden, gegenüber. Man nennt sie auch komplementäre Basen, da sie sich durch ihre Ladung anziehen. Abfolge dieser vier Bausteine auf der DNA ist die gesamte genetische Information verschlüsselt. Sie bildet den genetischen Code.

In der DNA unterscheiden sich codierende und nicht-codierenden Abschnitte. Der codierende Bereich, in dem die "Exons" vorliegen, nimmt nur etwa 5% in der DNA ein. In ihm liegen die Gene und Codes für lebenswichtige Anweisungen. Dieser ufgrund des Datenschutzgesetzes nicht zur DNA gebraucht werden, da man mit seiner Hilfe Dinge wie Hautfarbe, Augenfarbe oder Alter bestimmen könnte.

Die anderen 95% bestehen aus dem nicht-codierenden Bereich. Dieser Bereich Typisierung verwendet. Die darin enthaltenen Zwischensequenzen heißen "Introns". Ein nicht codierender Bereich enthält über 50 Zwischensequenzen. Die Länge dieser Sequenzen ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Die DNA ist also bei jedem Menschen, aufgrund der unterschiedlichen Längen der Introns, einzigartig.


Das Interview mit Herrn Dr. Mark Benecke

Herr Benecke, gab es für sie einen bestimmten Grund in den Bereich Forensik zu gehen?

Nein, das war eher Zufall. Jetzt bin ich jedoch sehr froh darüber. Es gibt immer spannende Fälle und auch wissenschaftliche Details zu erforschen. Das finde ich super: nur Details, nur Rätsel, keine lebenden Menschen: optimal für mich.

Seit wann sind sie in diesem Bereich tätig?

Aktiv bin ich seit 1992 als Kriminalbiologe tätig.

Welche Wichtigkeit besitzt der genetische Fingerabdruck in ihrer Arbeit?

Er ist ein wichtiges Werkzeug im Werkzeugkoffer, jedoch nur eines von vielen! Man könnte es mit einem Hammer vergleichen: damit kann man gut hämmern aber keine Schrauben eindrehen und auch nichts kleben, klammern oder löten.

Ist ich Beruf immer noch Abwechslung für sie? Kommt es immer noch zu Fällen in denen Dinge passieren auf die sie keine Antwort haben?

Ich habe ausschließlich nur kniffelige Fälle, das ist echt wie bei Sherlock Holmes (ich wollte nie so sein; jetzt bin ich aber doch so geworden?).

Wie wurde die PCR-STR Methode erfunden/entwickelt?

Anwendungsreif aber noch im absoluten Anfangsstadium war sie ab ca. 1992, routinemäßig wurde sie ab ca. 1996 verwendet.

'Gibt es Gegenargumente gegen die Aussagekraft des genetischen Fingerabdrucks?

Das Hauptargument in Deutschland ist immer wieder der Datenschutz, was ich aber gut finde. Man soll in einer Demokratie soviel wie möglich diskutieren und gemeinsame Entscheidungen treffen. Am Anfang dachten die Leute, dass man mit dem genetischen Fingerabdruck "Gene" untersucht, der Name war wohl doof gewählt! War aber auch eigentlich nur ein Witz vom Entdecker Alex Jeffreys. Man hätte es besser "nichtcodierendes dna-basiertes Identifizierungselement bei Vorliegen einer Vergleichs-Probe" nennen sollen, aber das klingt natürlich ausgesprochen schlecht.

Haben sie direkt nach der Entdeckung der DNA-Typisierung angefangen mit dieser Methode zu arbeiten?

Das war zumindest mein großer Wunsch, ja, denn ich wollte immer Blade Runner werden. Wie sonst willst du Androiden erkennen (wenn du kein Voight-Kampff-Apparat hast ;-) ) .

Was sagen sie allgemein zu diesem Verfahren?

Es ist ein super Werkzeug im Werkzeugkasten des naturwissenschaftlichen Kriminalisten!

Was würden sie sich an der PCR-STR Methode für Verbesserungen wünschen oder denken sie, dass diese bereits perfekt ist?

Es funktionier sehr gut, wenn es nicht von Stümpern gemacht wird! Das gleiche gilt ja auch für Fahrradreparaturen, Dekorationen und Brötchen backen. Es ist ein Handwerk, das ein Meister durchführen sollte, nicht der Praktikant.

Wie teuer ist ein kompletter Anaylse-Vorgang (Spurensicherung, PCR-STR-Methode, Auswertung etc.)?

Ohne Betriebskosten würde eine Typisierung um die 50 Dollar kosten. Mit Betriebskosten (Licht, Bleistifte, Klopapier, Arbeitszeit, Aufzugsreparatur, Putzdienst, Strom usw.) je nach Kniffeligkeit bis zu 500 Dollar im Routine- Betrieb, bei sehr kniffeligen Einzelfällen auch 2000 Dollar.

Können sie sich an einen Fall erinnern wo ihnen bzw. jemand aus ihrem Umfeld ein großes Fehler bei der Spurensicherung/Spurenauswertung, unterlaufen ist? Gibt es besondere Schwierigkeiten auf die man in diesem Verfahren achten muss?

Ja, der aktuellste Fall ist wohl der des "Phantoms von Heilbronn". Hier kam es zur Kontamination von Wattestäbchen (wir hatten das sofort bemerkt, lange vor dem Theater in den Medien neulich vgl. http://www.zeit.de/online/2009/14/benecke-interview-wattestaebchen.
Natürlich gab es auch schon jede Art von Verbringung: "Ich war in der Wohnung, weil ich der Dame vor einem Jahr geholfen habe, ein Bild aufzuhängen!!?" "Ich habe den Toten gefunden, nur deshalb ist meine DNA ab ihm!" Usw.

Wie viele Leute sind an einer DNA-Typisierung beteiligt?

Am besten ist es wenn mindestens drei getrennte Augenpaare die Ergebnisse untersuchen.

Sind sie mit der Aussagekraft des genetischen Fingerabdrucks, im Rechtssystem der Bundesrepublik, einverstanden?

Ich bin damit mehr als einverstanden! Amateure raus, Profis rein und es fluppt!

Wie sehen sie die Zukunft des genetischen Fingerabdrucks in der Kriminalbiologie?

Es könnte sein, dass ein paar superteure aber auch superschnelle Methoden Einzug halten, wo die DNA sehr stark erhitzt wird und sozusagen verdampft! Mal sehen. Das sind aber alles nur technische Feinheiten, sowie Mosaike legen: das gibt es auch schon seit Jahrhunderten, man kann aber am Kleber, dem Glas, den Farben usw. immer noch etwas verbessern? Muss man aber nicht !!



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.