2006 MAGIE PUR!: Über Geistererscheinungen: Difference between revisions

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Quelle: Vorwort zu ''"&Uuml;ber Geistererscheinungen"'' von Dom. Augustin Calmet, Bohmeier Verlag, Leipzig, S. 9-10, 2006 (ISBN 978-3-89094-488-3 / ISBN-10 3-89094-488-4)
 
=<font color=orange>Über Geistererscheinungen</font>=
==<font color=orange>Vorwort von Mark Benecke</font>==
 
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Quelle: <a href="http://www.magick-pur.de/cms/index.php">Bohmeier Verlag</a>
'''VON MARK BENECKE'''<BR>
Vorwort "&Uuml;ber Geistererscheinungen" von Dom. Augustin Calmet, S. 9-10, 2006
 
 
Wenn in alten Bibliotheken B&uuml;cher miteinander fl&uuml;stern, ist stets auch "Der Calmet" dabei. Mit flammendem Schwert focht dieser Autor des bis heute bekannten Werkes &uuml;ber Geistererscheinungen gegen allen Unsinn, der ihm entgegentrat.<br>
 
 
Zum Glauben an Vampire befand der Benediktiner-Abt etwa, dass die "Einbildung derjenigen, welche glauben, sie h&ouml;ren die Todten in ihren Gr&auml;bern schmatzen wie ein Schwein, etwas so Einf&auml;ltiges und Kindisches ist, dass es nicht einmal eine Widerlegung verdient." Und weiter: "Ich schreibe allein f&uuml;r Vern&uuml;nftige und Bescheidene, die, um sich von keiner herk&ouml;mmlichen Meinung einnehmen zu lassen, alles reiflich und ruhig untersuchen und &uuml;berlegen, der gefundenen Wahrheit vern&uuml;nftig beipflichten, &uuml;ber das Ungewisse vern&uuml;nftig zweifeln und ihr Urteil dar&uuml;ber zur&uuml;ckhalten, das offenbar falsche aber mutvoll bestreiten und zur&uuml;ckwerfen."<br>
 
 
Zum Gl&uuml;ck hinderten ihn aber weder seine Bescheidenheit (er lehnte sogar den ihm vom Papst angebotenen Bischofstitel ab) noch seine Zweifel am &Uuml;bersinnlichen daran, Vampir-, Marien- und Geistererscheinungen aus allen ihm zug&auml;nglichen Quellen und Zeiten zu sammeln und aufzuschreiben. So entstanden neben der normalen Arbeit Calmets - als Kloster-Chef, Autor eines dreiundzwanzigb&auml;ndigen Kommentars zum Alten Testament (1707-1726) sowie zahlreicher Bibel-Auslegungen, die ins Deutsche, Niederl&auml;ndische, Italienische und Englische &uuml;bersetzt wurden - eben die ber&uuml;hmten "Geistererscheinungen".<br>
 
 
Dieses Buch, das f&uuml;r den flei&szlig;igen Enzyklop&auml;disten wohl nur eine Finger&uuml;bung war, erhielt im Januar 1746 sowohl den Segen der Kirche als auch den der k&ouml;niglichen Buchzensur in Paris. Sogleich trat der Text seinen Weg in die Nachbarl&auml;nder an: Schon 1752 war beispielsweise in Augsburg die zweite Auflage der deutschen &Uuml;bersetzung "mit merckw&uuml;rdigen Zus&auml;tzen, welche im Franz&ouml;sischen nicht enthalten" als zweib&auml;ndiges Werk in Umlauf.<br>
 
 
Calmet fragte sich darin vor allem, was Geister &uuml;berhaupt an- und umtrieb. Denn es war theologisch kaum einzusehen, warum Gott es zulie&szlig; oder befahl, dass Seelen und ihre Erscheinungen auf der Erde wandeln. Das Fegefeuer fand doch wohl an einem andern Ort statt - oder etwa nicht?<br>
 
 
An der Wirklichkeit von Spuk zweifelte jedenfalls niemand: Man durfte im damaligen Paris sogar einen Pachtvertrag l&ouml;sen, wenn Seelen von Verstorbenen in einem Haus umgingen. Daher entschied Calmet, dass Geister, wenn sie schon auftraten, die Macht Gottes direkt bewiesen. Begr&uuml;ndung: "Welcher pure Mensch hat sich jemals aus eigener Kraft vom Tod wieder zum Leben erwecken, und ohne Verletzung des Grabes daraus retten k&ouml;nnen? [Oder] kann vielleicht ein Engel oder Teufel einem Toten das Leben wieder einblasen? Nein f&uuml;rwahr! Ohne Befehl oder Zulassung Gottes kann solches niemals geschehen."<br>
 
 
Es ist erfreulich, dass Calmet es nicht bei dieser lapidaren Erkl&auml;rung belie&szlig;. Statt dessen versuchte er, vern&uuml;nftige Deutungen f&uuml;r scheinbar &uuml;bersinnliche Erscheinungen zu finden. Dass ihm das nicht immer gelingen konnte, sei ihm von Herzen verziehen. Selbst heute bedarf es ganzer Gruppen von Spezialisten, um anfangs unerkl&auml;rliche Ph&auml;nomene wie die spontane Selbstentz&uuml;ndung von Menschen (SHC), Chemtrails (in scheinbaren Mustern am Himmel angeordnete Kondensstreifen) oder Kornkreise als eindrucksvoll, aber naturwissenschaftlich fassbar zu verstehen. Und mit manchen Heilmethoden - beispielsweise der Akupunktur - k&auml;mpfen sich Skeptiker noch heute ab, ohne endg&uuml;ltig erkl&auml;ren zu k&ouml;nnen, warum sie bisweilen etwas bewirken, in aller Regel aber eher Einbildung sind.<br>
 
 
Dass ausgerechnet der Bohmeier-Verlag der neuen Auflage des skeptischen Buches von Augustin Calmet nicht nur einen Platz im ansonsten von Magie dominierten Programm gegeben, sondern auch noch ein sehr ansprechendes Titelbild dazu in Auftrag gegeben hat, freut mich ungemein. M&ouml;ge sich das gute Buch auf diese Weise weiter verbreiten und in vielen neuen Regalen Anlass zu n&auml;chtlichem Papier-Geraschel geben.<br>
 
 
Apropos: Vampirleichen schmatzen sehr wohl. Allerdings nur ein einziges Mal: wenn der Unterkiefer, zuvor in Leichenstarre, herunterklappt. Dabei entsteht - wie bei allen Leichen - ein schmatzendes Ger&auml;usch. In einer von Kerzen beleuchteten Nacht h&ouml;rt sich das nicht unbedingt sympathisch an. Diese einfache Erkl&auml;rung h&auml;tte Calmet nicht ge&auml;rgert, er h&auml;tte dieses Faktum wohl einfach in seine fl&uuml;ssig geschriebene Enzyklop&auml;die der Geistererscheinungen &uuml;bernommen.<br>
 
 
Und sollte der vor zweihundertf&uuml;nfzig Jahren verstorbene Abt obigem Satz nicht zustimmen, so m&ouml;ge er sich durch ein Poltern in meinem - zumindest nach Meinung meiner Praktikantin - von Geistern bewohnten Herrenzimmer bemerkbar machen. Ich w&uuml;rde mit dem gelehrten Geistlichen n&auml;mlich gerne mal ein paar N&auml;chte &uuml;ber Dingen verbringen, die niemand glauben w&uuml;rde, der sie nicht gesehen hat.<br>
 
 
===<font color=orange>Lesetipps</font>===
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* [[2016 07 Hanauer Anzeiger: Der natuerliche Lauf des Lebens|Der natürliche Lauf des Lebens]]<br>
 
* [[2016 03: Radio Eins: Nestbau und Zigarettenstummel|Warum Vögel Zigarettenstummel in ihre Nester einbauen]]<br>
 
* [[1998 10 Die Zeit: Spinne im Spinat|Spinne im Spinat]]<br>
 
* [[1995 05 Die Zeit: Der vertonte Fadenwurm|Der vertonte Fadenwurm]]<br>
 
* [[1998 Die Zeit: Forschung im Namen der Ente|Forschung im Namen der Ente]]<br>
 
* [[1995 Die Zeit: Kartoffelchips im Windkanal|Kartoffelchips im Windkanal]]<br>
 
* [[1995 03 Die Zeit: Vom Schneck zum Schreck|Vom Schneck zum Schreck]]<br>
 
* [[1998 Die Zeit: Hoelle nach Herzenslust|Hölle nach Herzenslust]]<br>
 
* [[1998 Die Zeit: Kampf der Wissenschaftshumorjournale|Kampf der Wissenschaftshumorjournale]]<br>
 
* [[2016 09 11: radio eins zwei auf eins huetchenspieler kakadu|Beherrschen Kakadus das Hütchenspiel?]]<br>
 
* [[All_Mark_Benecke_Publications#Science_Humor.2C_Leeches.2C_Hissing_Roaches.2C_Fish.2C_Magnetic_Mountains.2C_Skeptic_Stuff|Mehr Wissenschafts-Humor]]<br>
 
* [http://www.radioeins.de/archiv/podcast/die_profis_benecke.html <font color=lightgrey>Die Podcasts von MB bei radioeins</font>]<br>
 
* [[2014 06: Online Interview zum Thema Paranormales|Online Interview zum Thema Paranormales]]<br>
 
* [http://benecke.com/pdf/Hausarbeit_Polizei_Spontane_Menschliche_Selbstentzuendung_Laura_Hofmann.pdf <font color=lightgrey>Spontane menschliche Selbstentzündung</font>]<br>
 
* [[2010-02 Skeptiker: Dreiundzwanzig|Dreiundzwanzig]]<br>
 
* [[2005 Laborjournal: Spiderman: Sex hat sehr wohl stattgefunden|Spiderman & MJ: Sex hat stattgefunden]]<br>
 
* [[2004 Skeptiker Magazin: Das Blutwunder von Neapel|Das Blutwunder von Neapel]]<br>
 
* [[2004 03: Sueddeutsche Zeitung Das Geheimnis der Piraten|Das Geheimnis der Piraten]]<br>
 
* [[2002 Skeptical Inquirer: Magnetic Mountains|Magnetic Mountains]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH / GERMAN TEXT</font><br>
 
* [[2001 12 FAZ: High - Tech - Ritter Troy Hurtubise|Ein High-Tech-Ritter im Kampf gegen Schläger, Jeeps und Bären]]<br>
 
* [[2001 09 Sueddeutsche Zeitung: Pharaonenfluch|Endlich Ruhe im Sarkophag - Das Ende des Pharaonenfluchs]]<br>
 
* [http://www.gwup.org/component/content/article/107-sonstige-themen/761-spontane-menschliche-selbstentzuendung <font color=lightgrey>Spontane menschliche Selbstentzündung</font>]<br>
 
* [http://archiv.sueddeutsche.de/sueddz/index.php?id=A12522828_EGTPOGWPPOPAWAGOWSWWHWH <font color=lightgrey>Bigfoot auf Asiatisch</font>]<br>
 
* [[2001 Die Zeit: Geliebte mit Hunderttausend Volt|Geliebte mit hunderttausend Volt]]<br>
 
* [[2000-01 Skeptiker: Patente Unternehmer|Patente Unternehmer. US-Patentbehörde erteilt Ideenschutz, ohne die Erfindungen zu prüfen]]<br>
 
* [[2000-05 AiR: Bomby The Bombardier Beetle Review|Bomby: Thoughts of a Forensic Entomologist]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>
 
* [[2001-11-28 SeroNews: Angewandte SHC: Plötzliche Selbst-Entzündung von Menschen|Angewandte SHC]]<br>
 
* [[1999 01 Die Zeit: Manche Tote leben laenger|Manche Tote leben länger. Lenins Leiche erzählt die Geschichte russischer Präparierkunst]]<br>


* [[1998 Skeptical Inquirer: Spontaneous Human Combustion|Spontaneuos Human Combustion (SHC) - thoughts of a forensic biologist]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>


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* [[1998 06 TAZ: Chindogus|Nie wieder nasse Bücher]]<br>
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<h1><font color=orange>&Uuml;ber Geistererscheinungen</font></h1>


<h2><font color=orange>Vorwort von Mark Benecke</font></h2><br></div>
* [[2019 Vorwort zu 'Tot, aber lustig — das Letzte kommt zum Schluss'|Tot, aber lustig — das Letzte kommt zum Schluss]] (Vorwort)


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* [[2004-04 Zauberkunst: Arturo Brachetti im Gespräch mit Mark Benecke|Arturo Brachetti im Gespräch mit Mark Benecke]]<br>
[Mehr zu [[All Mark Benecke Publications|Crime & Co.]]] [Weitere [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=All_Mark_Benecke_Publications#Prefaces|Vorworte von MB]]
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Wenn in alten Bibliotheken B&uuml;cher miteinander fl&uuml;stern, ist stets auch "Der Calmet" dabei. Mit flammendem Schwert focht dieser Autor des bis heute bekannten Werkes &uuml;ber Geistererscheinungen gegen allen Unsinn, der ihm entgegentrat.
* [[2000 Berliner Morgenpost: The Real Forensic: Kein Doc für die Schwarzwaldklinik|The Real Forensic: Kein Doc für die Schwarzwaldklinik]]<br>
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Zum Glauben an Vampire befand der Benediktiner-Abt etwa, dass die "Einbildung derjenigen, welche glauben, sie h&ouml;ren die Todten in ihren Gr&auml;bern schmatzen wie ein Schwein, etwas so Einf&auml;ltiges und Kindisches ist, dass es nicht einmal eine Widerlegung verdient." Und weiter: "Ich schreibe allein f&uuml;r Vern&uuml;nftige und Bescheidene, die, um sich von keiner herk&ouml;mmlichen Meinung einnehmen zu lassen, alles reiflich und ruhig untersuchen und &uuml;berlegen, der gefundenen Wahrheit vern&uuml;nftig beipflichten, &uuml;ber das Ungewisse vern&uuml;nftig zweifeln und ihr Urteil dar&uuml;ber zur&uuml;ckhalten, das offenbar falsche aber mutvoll bestreiten und zur&uuml;ckwerfen."


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* [[2003-10 Magische Welt: Verwandlung aus dem Bretterquader|Verwandlung aus dem Bretterquader]]
Zum Gl&uuml;ck hinderten ihn aber weder seine Bescheidenheit (er lehnte sogar den ihm vom Papst angebotenen Bischofstitel ab) noch seine Zweifel am &Uuml;bersinnlichen daran, Vampir-, Marien- und Geistererscheinungen aus allen ihm zug&auml;nglichen Quellen und Zeiten zu sammeln und aufzuschreiben.
So entstanden neben der normalen Arbeit Calmets - als Kloster-Chef, Autor eines dreiundzwanzigb&auml;ndigen Kommentars zum Alten Testament (1707-1726) sowie zahlreicher Bibel-Auslegungen, die ins Deutsche, Niederl&auml;ndische, Italienische und Englische &uuml;bersetzt wurden - eben die ber&uuml;hmten "Geistererscheinungen".
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Dieses Buch, das f&uuml;r den flei&szlig;igen Enzyklop&auml;disten wohl nur eine Finger&uuml;bung war, erhielt im Januar 1746 sowohl den Segen der Kirche als auch den der k&ouml;niglichen Buchzensur in Paris. Sogleich trat der Text seinen Weg in die Nachbarl&auml;nder an: Schon 1752 war beispielsweise in Augsburg die zweite Auflage der deutschen &Uuml;bersetzung "mit merckw&uuml;rdigen Zus&auml;tzen, welche im Franz&ouml;sischen nicht enthalten" als zweib&auml;ndiges Werk in Umlauf.
Calmet fragte sich darin vor allem, was Geister &uuml;berhaupt an- und umtrieb. Denn es war theologisch kaum einzusehen, warum Gott es zulie&szlig; oder befahl, dass Seelen und ihre Erscheinungen auf der Erde wandeln. Das Fegefeuer fand doch wohl an einem andern Ort statt - oder etwa nicht?
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An der Wirklichkeit von Spuk zweifelte jedenfalls niemand: Man durfte im damaligen Paris sogar einen Pachtvertrag l&ouml;sen, wenn Seelen von Verstorbenen in einem Haus umgingen.
Daher entschied Calmet, dass Geister, wenn sie schon auftraten, die Macht Gottes direkt bewiesen. Begr&uuml;ndung: "Welcher pure Mensch hat sich jemals aus eigener Kraft vom Tod wieder zum Leben erwecken, und ohne Verletzung des Grabes daraus retten k&ouml;nnen? [Oder] kann vielleicht ein Engel oder Teufel einem Toten das Leben wieder einblasen? Nein f&uuml;rwahr! Ohne Befehl oder Zulassung Gottes kann solches niemals geschehen."
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Es ist erfreulich, dass Calmet es nicht bei dieser lapidaren Erkl&auml;rung belie&szlig;. Statt dessen versuchte er, vern&uuml;nftige Deutungen f&uuml;r scheinbar &uuml;bersinnliche Erscheinungen zu finden. Dass ihm das nicht immer gelingen konnte, sei ihm von Herzen verziehen. Selbst heute bedarf es ganzer Gruppen von Spezialisten, um anfangs unerkl&auml;rliche Ph&auml;nomene wie die spontane Selbstentz&uuml;ndung von Menschen (SHC), Chemtrails (in scheinbaren Mustern am Himmel angeordnete Kondensstreifen) oder Kornkreise als eindrucksvoll, aber naturwissenschaftlich fassbar zu verstehen. Und mit manchen Heilmethoden - beispielsweise der Akupunktur - k&auml;mpfen sich Skeptiker noch heute ab, ohne endg&uuml;ltig erkl&auml;ren zu k&ouml;nnen, warum sie bisweilen etwas bewirken, in aller Regel aber eher Einbildung sind.
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Dass ausgerechnet der Bohmeier-Verlag der neuen Auflage des skeptischen Buches von Augustin Calmet nicht nur einen Platz im ansonsten von Magie dominierten Programm gegeben, sondern auch noch ein sehr ansprechendes Titelbild dazu in Auftrag gegeben hat, freut mich ungemein. M&ouml;ge sich das gute Buch auf diese Weise weiter verbreiten und in vielen neuen Regalen Anlass zu n&auml;chtlichem Papier-Geraschel geben.
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Apropos: Vampirleichen schmatzen sehr wohl. Allerdings nur ein einziges Mal: wenn der Unterkiefer, zuvor in Leichenstarre, herunterklappt. Dabei entsteht - wie bei allen Leichen - ein schmatzendes Ger&auml;usch. In einer von Kerzen beleuchteten Nacht h&ouml;rt sich das nicht unbedingt sympathisch an. Diese einfache Erkl&auml;rung h&auml;tte Calmet nicht ge&auml;rgert, er h&auml;tte dieses Faktum wohl einfach in seine fl&uuml;ssig geschriebene Enzyklop&auml;die der Geistererscheinungen &uuml;bernommen.
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Und sollte der vor zweihundertf&uuml;nfzig Jahren verstorbene Abt obigem Satz nicht zustimmen, so m&ouml;ge er sich durch ein Poltern in meinem - zumindest nach Meinung meiner Praktikantin - von Geistern bewohnten Herrenzimmer bemerkbar machen. Ich w&uuml;rde mit dem gelehrten Geistlichen n&auml;mlich gerne mal ein paar N&auml;chte &uuml;ber Dingen verbringen, die niemand glauben w&uuml;rde, der sie nicht gesehen hat.
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* [[1998-12 AIR: Solution for the Chicken/Egg Problem by use of Toothpaste Arithmetic|Toothpaste Arithmetic and the Chicken/Egg problem]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>
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Revision as of 15:28, 7 October 2019

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Quelle: Vorwort zu "Über Geistererscheinungen" von Dom. Augustin Calmet, Bohmeier Verlag, Leipzig, S. 9-10, 2006 (ISBN 978-3-89094-488-3 / ISBN-10 3-89094-488-4)

Über Geistererscheinungen

Vorwort von Mark Benecke

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB] [Alle Vorworte von MB]

VON MARK BENECKE


Wenn in alten Bibliotheken Bücher miteinander flüstern, ist stets auch "Der Calmet" dabei. Mit flammendem Schwert focht dieser Autor des bis heute bekannten Werkes über Geistererscheinungen gegen allen Unsinn, der ihm entgegentrat.


Zum Glauben an Vampire befand der Benediktiner-Abt etwa, dass die "Einbildung derjenigen, welche glauben, sie hören die Todten in ihren Gräbern schmatzen wie ein Schwein, etwas so Einfältiges und Kindisches ist, dass es nicht einmal eine Widerlegung verdient." Und weiter: "Ich schreibe allein für Vernünftige und Bescheidene, die, um sich von keiner herkömmlichen Meinung einnehmen zu lassen, alles reiflich und ruhig untersuchen und überlegen, der gefundenen Wahrheit vernünftig beipflichten, über das Ungewisse vernünftig zweifeln und ihr Urteil darüber zurückhalten, das offenbar falsche aber mutvoll bestreiten und zurückwerfen."


Zum Glück hinderten ihn aber weder seine Bescheidenheit (er lehnte sogar den ihm vom Papst angebotenen Bischofstitel ab) noch seine Zweifel am Übersinnlichen daran, Vampir-, Marien- und Geistererscheinungen aus allen ihm zugänglichen Quellen und Zeiten zu sammeln und aufzuschreiben. So entstanden neben der normalen Arbeit Calmets - als Kloster-Chef, Autor eines dreiundzwanzigbändigen Kommentars zum Alten Testament (1707-1726) sowie zahlreicher Bibel-Auslegungen, die ins Deutsche, Niederländische, Italienische und Englische übersetzt wurden - eben die berühmten "Geistererscheinungen".


Dieses Buch, das für den fleißigen Enzyklopädisten wohl nur eine Fingerübung war, erhielt im Januar 1746 sowohl den Segen der Kirche als auch den der königlichen Buchzensur in Paris. Sogleich trat der Text seinen Weg in die Nachbarländer an: Schon 1752 war beispielsweise in Augsburg die zweite Auflage der deutschen Übersetzung "mit merckwürdigen Zusätzen, welche im Französischen nicht enthalten" als zweibändiges Werk in Umlauf.


Calmet fragte sich darin vor allem, was Geister überhaupt an- und umtrieb. Denn es war theologisch kaum einzusehen, warum Gott es zuließ oder befahl, dass Seelen und ihre Erscheinungen auf der Erde wandeln. Das Fegefeuer fand doch wohl an einem andern Ort statt - oder etwa nicht?


An der Wirklichkeit von Spuk zweifelte jedenfalls niemand: Man durfte im damaligen Paris sogar einen Pachtvertrag lösen, wenn Seelen von Verstorbenen in einem Haus umgingen. Daher entschied Calmet, dass Geister, wenn sie schon auftraten, die Macht Gottes direkt bewiesen. Begründung: "Welcher pure Mensch hat sich jemals aus eigener Kraft vom Tod wieder zum Leben erwecken, und ohne Verletzung des Grabes daraus retten können? [Oder] kann vielleicht ein Engel oder Teufel einem Toten das Leben wieder einblasen? Nein fürwahr! Ohne Befehl oder Zulassung Gottes kann solches niemals geschehen."


Es ist erfreulich, dass Calmet es nicht bei dieser lapidaren Erklärung beließ. Statt dessen versuchte er, vernünftige Deutungen für scheinbar übersinnliche Erscheinungen zu finden. Dass ihm das nicht immer gelingen konnte, sei ihm von Herzen verziehen. Selbst heute bedarf es ganzer Gruppen von Spezialisten, um anfangs unerklärliche Phänomene wie die spontane Selbstentzündung von Menschen (SHC), Chemtrails (in scheinbaren Mustern am Himmel angeordnete Kondensstreifen) oder Kornkreise als eindrucksvoll, aber naturwissenschaftlich fassbar zu verstehen. Und mit manchen Heilmethoden - beispielsweise der Akupunktur - kämpfen sich Skeptiker noch heute ab, ohne endgültig erklären zu können, warum sie bisweilen etwas bewirken, in aller Regel aber eher Einbildung sind.


Dass ausgerechnet der Bohmeier-Verlag der neuen Auflage des skeptischen Buches von Augustin Calmet nicht nur einen Platz im ansonsten von Magie dominierten Programm gegeben, sondern auch noch ein sehr ansprechendes Titelbild dazu in Auftrag gegeben hat, freut mich ungemein. Möge sich das gute Buch auf diese Weise weiter verbreiten und in vielen neuen Regalen Anlass zu nächtlichem Papier-Geraschel geben.


Apropos: Vampirleichen schmatzen sehr wohl. Allerdings nur ein einziges Mal: wenn der Unterkiefer, zuvor in Leichenstarre, herunterklappt. Dabei entsteht - wie bei allen Leichen - ein schmatzendes Geräusch. In einer von Kerzen beleuchteten Nacht hört sich das nicht unbedingt sympathisch an. Diese einfache Erklärung hätte Calmet nicht geärgert, er hätte dieses Faktum wohl einfach in seine flüssig geschriebene Enzyklopädie der Geistererscheinungen übernommen.


Und sollte der vor zweihundertfünfzig Jahren verstorbene Abt obigem Satz nicht zustimmen, so möge er sich durch ein Poltern in meinem - zumindest nach Meinung meiner Praktikantin - von Geistern bewohnten Herrenzimmer bemerkbar machen. Ich würde mit dem gelehrten Geistlichen nämlich gerne mal ein paar Nächte über Dingen verbringen, die niemand glauben würde, der sie nicht gesehen hat.


Lesetipps




Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.