2006 Facharbeit Gerhardt Burkhardt

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Untersuchung der Einlagerung von Schwermetallionen in die Puparien leichenbesiedelnder Insekten

Florian Gerhardt und Eva Burkhardt
Seminarfacharbeit an der Goetheschule Ilmenau

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1 Einleitung

“Natürlich hat es schon perfekte Morde gegeben - sonst wüsste man ja etwas von ihnen.“
Alfred Hitchcock


Der perfekte Mord - ein Mysterium, dass die Menschheit wohl schon seit Ewigkeiten beschäftigt. Und selbst zu Hitchcocks Zeiten hätte man ihn begehen können. Es ist gar nicht so schwer: Ein Mensch verschwindet. Keiner weiß wo er ist und wenn er Monate oder gar Jahre später in einem verborgenen Winkel eines Waldes auftaucht, findet man ein unverletztes Skelett. Ob er aber eines natürlichen Todes gestorben ist oder vergiftet wurde, kann man nicht mehr nachweisen, da die Verwesung die Probenahme von organischem Material leider verhindert hat. So wäre bis vor ungefähr 30 Jahren ein Mord unaufgeklärt geblieben - in einer Zeit vor der Entomotoxikologie. Heute könnte man Maden oder, falls die die Leiche schon verlassen haben, deren Puppenhüllen am Fundort sicherstellen und toxikologisch untersuchen. Seit man in den 70er Jahren festgestellt hat, dass Drogen und Medikamente auch in den leichenbesiedelnden Insekten und deren Puppenhüllen gespeichert werden können, ist die Entomotoxikologie ein stark beforschtes Gebiet (nach [10] S.47). Nachdem wir durch einen Artikel in der Zeitschrift „Biologie in unserer Zeit“ auf dieses Thema aufmerksam geworden sind, wollen wir uns nun im Rahmen der Seminarfacharbeit näher damit beschäftigen. Untersucht werden soll dabei, ob auch giftige Schwermetallionen in den Hüllen der Insektenpuppen erhalten bleiben. Da forensische Untersuchungen für Schüler nur begrenzt möglich sind, haben wir uns für einen Freilandversuch mit vergifteten Fleischstücken entschieden. Diese sollen in einem Stadtilmer Garten ausgelegt, die Verwesung fotographisch dokumentiert und am Schluss die Puppenhüllen eingesammelt und mit Hilfe von Photometern auf ihren Giftgehalt untersucht werden. Da die Substanzen erstens in der chemischen Sammlung unserer Schule verfügbar und zweitens mit den vorhandenen Photometertests nachweisbar sein sollten, haben wir uns für Blei(II)-ionen und Kupfer(II)-ionen entschieden. Diese sind auch insofern für unsere Zwecke günstig, da sie erst in höheren Konzentrationen tödlich und daher für das Auslegen im heimischen Garten eher geeignet sind, als beispielsweise Arsen. Schließlich haben wir uns auch noch mit der Frage beschäftigt, inwiefern die Entomotoxikologie vor Gericht als Beweis verwendet werden kann und somit die Möglichkeiten für den perfekten Mord weiter eingeschränkt werden...

2 Forensische Entomologie (Florian Gerhardt)

2.1 Entomologie

2.1.1 Definition und Teilgebiete

Die Insektenkunde (von lat. insecare, PPP: insectum = eingeschnitten/das Eingeschnittene) oder Entomologie (von griech. entmeein, PPP: entomon = eingeschnitten/ das Eingeschnittene) ist der Abschnitt der Zoologie, der sich mit den Insekten (Insecta), der artenreichsten Gruppe von Lebewesen, beschäftigt. Die Entomologie beinhaltet folgende Teilgebiete:

  • Systematik und Taxonomie der Insekten
  • Angewandte Entomologie (Insekten als Nützlinge bzw. Schädlinge) => forensische Entomologie
  • Faunistik
  • Insektenphysiologie

2.1.2 Geschichte der Entomologie

Volkstümliche Sicht

Der Mensch beschäftigte sich im Laufe der Geschichte zuerst nur mit jenen Insektenarten, die für ihn von direkter Bedeutung waren. Das bekannteste Beispiel ist die Honigbiene, die schon seit der Antike als Haustier gehalten wird. Ebenfalls von Bedeutung sind Insekten, die eine religiös-mythologische Bedeutung haben, beispielsweise der Skarabäus, der schon auf sehr alten ägyptischen Kunstwerken abgebildet war. Andere Insekten werden jedoch von der Bevölkerung prinzipiell mit Ekel bedacht oder gar nicht erst wahrgenommen. Weder der Beginn wissenschaftlicher Beschäftigung mit Insekten, noch neue Erkenntnisse durch die Erfindung des Mikroskops konnten dies grundlegend ändern. Oft werden Insekten noch immer pauschal als Schädlinge verurteilt. In neuester Zeit gelingt es durch die Makrofotografie, die durch Digitalkameras problemlos möglich ist, vielen den Zugang zur Insektenwelt zu ermöglichen und somit zu bewirken, dass das Misstrauen in Interesse oder gar Faszination umschlägt.

Antike

Den Ausgangspunkt der europäischen Naturwissenschaft bildet das Werk von Aristoteles. Es ist der erste bekannte Versuch eine Einteilung und Charakterisierung der Lebewesen vorzunehmen und bildete bis zur Neuzeit eine grundlegende Vorraussetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Er stellte die Insekten als eine Unterart der “blutlosen“ Tiere auf und fasste aber auch Spinnentiere, Tausendfüßer und Würmer in dieser Gruppe zusammen. Charakteristisch für Insekten war seiner Meinung nach eine Körpersubstanz, die er als Zwischenform aus hartem Skelett und weichem Fleisch bezeichnete.

Mittelalter

Im Mittelalter betrachtete man Naturkunde als Teil der Philosophie, Wissenschaftler sollten also keine Naturbeobachtungen anstellen, sondern ausschließlich den Willen Gottes ergründen, der sich, laut allgemeiner Überzeugung, in jedem Teil der Natur offenbart. Insekten spielten im Mittelalter nur eine unbedeutende Nebenrolle. Obwohl die Ergebnisse eigener Beobachtungen in literarischenWerken einflussreicher werden, stellen religiöse Rückschlüsse immer noch den Kern eines jeden Buches dar. So bezeichnet Thomas von Cantimpré in dem Werk “Bonum universale de apibus“ den Bienenstaat als ein Muster für eine optimale menschliche Gemeinschaft.

Neuzeit

Aufgrund des Buchdrucks und einer globalerenWeltsicht änderte sich auch die Wissenschaft von Grund auf. Naturwissenschaft wurde mehr und mehr als separate Disziplin gesehen, Forschung diente dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und frühere Werke wurden zunehmend überprüft und hinterfragt. Mit der Historia Animalium, deren sechster Band sich mit Insekten beschäftigt, erreichte Conrad Gessner eine Trennung von Zoologie und Philosophie. Die anschließende Entwicklung der Entomologie ist eng mit der Entwicklung der Technik verbunden, wobei das Mikroskop erstmals ein wissenschaftliches Betreiben der Entomologie ermöglichte. Erstmals wurden im 17. Jahrhundert Tracheenatmung und das Verdauungssystem der Insekten untersucht. Im 18. Jahrhundert wurde für die Insekten ein biologischer Artbegriff von John Ray formuliert und damit ein Ansehen als feste Art erreicht. Mit der Lehre der Konstanz der Arten begann die Beschreibung immer neuer Arten und die Suche nach Möglichkeiten diese zu unterscheiden, also die systematische Entomologie. Eine erste einigermaßen realistische geschätzte Anzahl an Insektenarten kam ebenfalls von Ray. Er schätzte 10.000-20.000 vorhandene Arten. Dass diese Zahl doch noch sehr weit von der heute angenommenen entfernt ist, liegt daran, dass die tropische Insektenfauna damals noch gänzlich unbekannt war.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert setzte sich endgültig eine nüchterne Sichtweise in den Naturwissenschaften durch. Gott spielte nun nicht mal mehr eine untergeordnete Rolle wie dies noch im 18. Jahrhundert der Fall war. Systematisch arbeitende Entomologen beschäftigten sich nur noch mit einer einzigen Insektenordnung und Artbeschreibungen von Insekten wurden bestätigt, ergänzt, geändert oder neu festgelegt. Weiterhin wurden die Insekten erstmals von Spinnentieren, Tausendfüßern und Krebstieren abgegrenzt und die Gruppe der Insekten damit ähnlich wie heute verstanden. Bedeutend wirkte sich auch das Werk Darwins aus. Die aufgestellte Systematik sollte nun nicht mehr nur ordnen, sondern auch die Verwandtschaft aus der Evolution heraus beschreiben. Dadurch gewann die Untersuchung des Baus homologer Organe an Bedeutung und die Suche nach Merkmalen, die eine Verwandtschaft beweisen, trat in den Vordergrund.

20. Jahrhundert

Aufgrund des technischen Fortschritts änderte sich auch der Schwerpunkt der Biologie. Die klassischen Disziplinen der Biologie (unter anderem auch die Entomologie) wurden an Schulen und Universitäten zunehmend zu Randgebieten. Dennoch wurden neue Erkenntnisse, unter anderem durch die Genetik, ermöglicht. Auch die Anzahl der Arten wurde intensiv weiter erforscht. Momentan sind circa eine Million von 5-10 Millionen Arten bekannt. Allerdings ist wegen der Zerstörung natürlicher Lebensräume zu befürchten, dass viele dieser Arten vor ihrer Erfassung bereits ausgestorben sein werden. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken spielt der Artenschutzgedanke im 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Es wird versucht möglichst viele Arteninventare von Biotopen im Rahmen von Eingriffsregelung und Biotopkartierung zu erfassen, da die Schlüsselrolle der Insektenfauna zum Erhalt der Artenvielfalt unbestritten ist.

2.2 Verwesungsprozesse

2.2.1 Verwesung

Die Verwesung ist ein natürlicher Oxidationsvorgang (aerober Abbau), bei dem durch bestimmte Lebewesen bei vollem Luftzutritt die organischen Bestandteile von Tieren und Pflanzen zu Kohlenstoffdioxid, Wasser, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Mineralsalzen abgebaut werden. Sie bezeichnet eine Entwicklung, welche nach dem Tod eines Organismus eintritt. Hierbei werden die komplexen organischen Stoffe über eine Sukzession mit unterschiedlichen Stadien des Zerfalls abgebaut. Man spricht von Verwesung in der Regel in Verbindung mit tierischen und pflanzlichen Organismen, der Begriff kann dennoch zusätzlich auf Lebensmittelverfall übertragen werden. Der Verwesungsprozess erfolgt vor allem durch bakteriellen Abbau, doch auch viele größere Organismen, wie Insekten, Spinnen und Käfer, spielen hierbei eine Rolle. Bei Tierkadavern fressen häufig Maden die verwertbaren Stoffe, daneben auch unterschiedliche Käfer (Speckkäfer (Dermestidae) und andere), Ameisen und Fadenwürmer. Sämtliche diese Organismen werden unter dem Begriff Necrophagen zusammengefasst. In späteren Zerfallsstadien spielen auch Pilze eine größere Rolle. (nach [16])

2.2.2 Fäulnis

Fäulnis bezeichnet in der Ökologie die Zersetzung organischer Substanzen durch Mikroorganismen unter Sauerstoffmangel. Die bei der Fäulnis entstehenden Stoffwechselprodukte sind meist selbst organisch, beispielsweise Propionsäure, Essigsäure, Buttersäure, Ethanol oder Amine. Die meisten dieser Verbindungen sind flüchtig und sorgen für den unangenehmen Fäulnisgeruch. Zusätzlich entstehen beim mikrobiellen Abbau von Proteinen und Aminosäuren toxische Gase wie zum Beispiel Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Bei Tierkadavern und Leichen kommt es noch zur Bildung von Leichengiften (Ptomainen) wie Cadaverin oder Putrescin. Wichtig sind Fäulnisprozesse in der Natur bei der Freisetzung von Bioelementen (Stickstoff, Schwefel, Phosphor) aus abgestorbenen Organismen und beim wieder verfügbar machen von Pflanzen in mineralischer Form. Unerwünscht hingegen sind Fäulnisprozesse bei der Aufbewahrung von Nahrungsmitteln, da diese dadurch ungenießbar werden. Um dem entgegenzuwirken werden Konservierungsverfahren und Konservierungsmittel angewandt, da diese dasWachstum und die Fortpflanzung von Fäulniserregern verhindern oder hemmen und somit die Haltbarkeit der Nahrungsmittel verlängern. (nach [16])

2.2.3 Mumifikation

Der Begriff Mumifikation bezeichnet einen natürlichen Prozess, dessen Ergebnis die Bildung von Mumien ist. Die Untersuchung der Mumifikation ist ein Teilgebiet der Fossilationslehre. Die Mumifikation ist eine natürliche Art der Leichenveränderung beziehungsweise Leichenkonservierung und wird oft fälschlicherweise mit der von Menschen betriebenen Mumifizierung gleichgesetzt oder verwechselt. Bei besonderen Umweltbedingungen wie starker Sonneneinstrahlung, trockener und kalter Zugluft oder bei einer raschen Einbettung in ein giftiges Milieu ist es möglich, dass sowohl Verwesung als auch Fäulnis frühzeitig abgestoppt werden. In diesen Fällen kann man im weitesten Sinne von Mumifikation sprechen wenn Weichteile, Proteine und zum Teil auch bestimmte Zellstrukturen weiterhin erhalten sind. Durch die Mumifikation können Kadaver in unterschiedlicher Qualität über einige zehntausend Jahre erhalten werden, solange keine gravierende Änderung der geologischen Bedingungen, wie steigender Gesteinsdruck oder höhere Temperaturen stattgefunden haben, die die Mumifikation empfindlich beeinflussen. Falls die Mumie an der Erdoberfläche gelagert ist, wird sie ebenfalls, meist durch raschen Zerfall, Verwitterung oder den Einfluss von Mikroorganismen, relativ schnell zerstört. Bei älteren Mumien erfolgt oft eine allmähliche Stoffumwandlung im Gestein, also eine Metamorphose, bei der die Originalsubstanz im Laufe der Zeit chemisch verändert wird. Als Ergebnis entsteht ein länger haltbares Fossil, dessen Weichteile gut erkennbar sind, dem dafür aber Zellstrukturen und typische organische Substanzen fehlen. Es gibt Mumien, deren ursprüngliche Substanzen in Folge der Einlagerung komplett zersetzt worden sind, wobei ein Hohlraum entsteht, welcher anschließend mit anorganischen Stoffen ausgefüllt wird, diesen Vorgang bezeichnet man als Mumienpseudometamorphose. Das entstehende Fossil füllt dann ähnlich einem Gipsabdruck einen Hohlraum aus. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, beispielsweise durch Röntgenbilder, lässt sich dann zeigen, dass die Innenstruktur mit der ursprünglichen Struktur des zuvor mumifizierten Organismus nichts gemeinsam hat. Der besondere Wert der Fossilien ergibt sich aus den sichtbar werdenden äußeren Umrissen des Lebewesens. Bei einer direkten Einbettung ist es so gut wie nie möglich eben diese Umrisse zu erkennen. Ein berühmtes Beispiel sind die Anatosaurus-“Mumien“ aus Wyoming, South Dakota oder Kanada. Diese Fossilien erwecken bei erster Betrachtung den Eindruck echter Mumien, bestehen tatsächlich aber ausschließlich aus anorganischen Kristallstrukturen. Anhand der Art ihrer Entstehung kann man drei Arten von Mumien unterscheiden: Kältemumien, Trockenmumien und Giftmumien. Die Kältemumifikation gilt als effektivste Art, da schädliche Mikroorganismen bei Temperaturen von bis zu -38°C nicht existieren können und somit ihre Tätigkeit zum Erliegen kommt. Eine Unterart der Kältemumien sind die Eismumien, welche durch Gefriertrocknung entstehen. Durch extreme Kälte wird der Verwesungsvorgang verlangsamt und es kommt zu einer Gewebeaustrocknung, bevor der Körper vollständig zersetzt wurde. Bei Trockenmumien werden durch schnellen Wasserentzug (beispielsweise durch direkte Sonneneinstrahlung oder trockene Luft) haltbare Mumien erzeugt. Es kommt hier zu einer Austrocknung der Oberfläche des Organismus, diese wird dann fester und verhindert eine neuerliche Wasseraufnahme. Eine Fäulnis im Inneren des Kadavers, wo sich die Feuchtigkeit länger halten kann, wird oft durch verschiedene Umbildungsprozesse oder die Auflösung von Organen verhindert. Trockenmumien können in abgeschlossenen Räumen und Torfböden gefunden werden. Das charakteristische Merkmal von Trockenmumien ist eine dorsale Wirbelsäulenverkrümmung, welche auf die Verkürzung der Muskulatur innerhalb der Trocknungsperiode zurückzuführen ist. Grund für die Entstehung ist eine unmittelbare postmortale Austrocknung, aus der man als Todesursache oft Verdursten schlussfolgern kann. Gut erhaltene Mumien können auch in giftigen Milieus, zum Beispiel in Mooren, erzeugt werden, da hier ein Großteil der Mikroorganismen abgetötet wird. So entstandene Mumien bezeichnet man als Giftmumien. In Mooren werden Gerbstoffe durch zerfallende Pflanzenteile bereitgestellt, die Wachstumsinhibitoren für Pilze und Bakterien darstellen. Falls jedoch keine weiteren fossilierenden Einflüsse, beispielsweise eine Austrocknung des Moores, vorhanden sind, zerfallen diese Moorleichen oft sehr schnell. Ein anderer Grund für das Entstehen von Giftmumien ist das Versinken von Tieren in auf natürliche Weise entstandenem Bitumen- oder Paraffintümpeln. Diese wirken wie Fallen und bewirken, dass die versunkenen Körper von jeglicher Luftzufuhr abgetrennt werden. Damit die Weichteile erhalten bleiben und nicht durch Darmbakterien zersetzt werden muss in der öligen Masse zusätzlich noch Salz vorhanden sein. Bei der Mumifikation in Kohlenwasserstoffen ist deshalb eine relativ hohe Konzentration des Salzes von entscheidender Bedeutung um einen Zerfall des Körpers von innen her zu verhindern. Allerdings ist es genauso erforderlich, dass diese im Laufe der Zeit sinkt, damit der Körper später nicht durch Kristallisationsvorgänge zerstört wird. (nach [20])

2.3 Entomologie in der Kriminalistik

2.3.1 Definition

Der Begriff forensische Entomologie fasst alle wissenschaftlich-kriminaltechnischen Untersuchungen von Gliedertieren (meistens Insekten) zusammen. „Strenggenommen müsste die Forschungs- und Betrachtungstechnik daher rechtsmedizinisch-kriminalistisch angewandte Gliedertierkunde heißen; diese ungriffige Formulierung hat sich aber nicht eingebürgert.“ (nach [12] S. 1) Die besondere Bedeutung von Leichen, vor allem für Fliegen und Käfer, ergibt sich aus ihrer Funktion als Brutstätte, Nahrungsquelle und Lebensraum. Durch die postmortalen Veränderungen von Leichen kommt es so zu verschiedenen Besiedlungswellen, die sich oft zeitlich überlappen. Die Bedeutung von Gliedertieren für die rechtsmedizinisch-kriminalistische Untersuchung von Todesfällen hat bereits eine relativ lange Tradition. Schon im 13. Jahrhundert wurde erstmals ein Verbrechen mit Hilfe von Insekten aufgeklärt. Interdisziplinär sichert die Arbeit von forensischen Entomologen nicht nur eine zuverlässige Einzelfallbetrachtung, sondern ermöglicht auch Gliedertierfunde an Leichen systematisch und wissenschaftlich zu analysieren. Außer der häufig durchgeführten postmortalen Liegezeitbestimmung, lassen sich durch Gliedertieruntersuchungen auch Fragen bezüglich Leichenverbringung undWundartefakten, sowie soziale und hygienische Unklarheiten bei Lebenden und Toten aufklären. Einige Fallbeispiele zur Anwendung der forensischen Entomologie sind im Anhang, Kapitel 8.1, beschrieben.

2.3.2 Bedeutung von Gliedertieren zur Klärung gerichtlich relevanter Fragen

Da die Zusammenarbeit von Zoologen, Rechtsmedizinern, Ermittlern und Juristen bei der Auswertung der Gliedertierbesiedlung von Leichen immer enger wird, dienen die Untersuchungen der Gliedertiere nicht mehr nur als Ermittlungshilfe, sondern kommen immer öfter als Schlüsselbeweis vor Gericht zum Tragen. Die forensische Entomologie dient dann zum Klären verschiedenster Problemstellungen, beispielsweise der Zuordnung von Tatorten zu Tätern, der Bestimmung der postmortalen Liegezeit von Frischtoten, aber auch von skelettierten Leichen oder wenn keine Leiche vorhanden ist gar von Kleidungsstücken. Weiterhin können die Todeszeiträume von schon lange vermissten Personen stark eingeengt werden und es ist möglich Kindsvernachlässigung nachzuweisen. Zusätzlich ist es sogar möglich toxikologische und bakteriologische Todesursachen an Faulleichen festzustellen oder Versicherungsbetrüger zu enttarnen. Die forensische Entomologie kann also verschiedenste wichtige Fragen klären und ist deshalb aus der modernen Ermittlungsarbeit kaum wegzudenken.

2.3.3 Sicherheit, Genauigkeit und Fehlerquellen für getroffene Aussagen

Wenn möglichst viele Arten und Umweltfaktoren berücksichtigt werden, kann aus der Entwicklung der Insekten meist relativ zuverlässig auf todesbezogene Abläufe zurückgerechnet werden. Hier werden bereits vorhandene Wachstumskurven relevanter Arten benutzt und dann wird mit Hilfe der Länge der Tiere die Entwicklungsdauer abgelesen. Diese Methode kann sogar noch verfeinert werden. Indem man die Länge jedes Entwicklungsstadiums mit der Temperatur multipliziert kann die stündliche oder tägliche Wärmeeinwirkung errechnet werden. Diese Wachstumsberechnungen sind aufgrund des Stoffwechsels der wechselwarmen Insekten gut gesichert, da dieser zwingend und damit vorhersagbar den Außentemperaturen folgt. Die Abweichungen der Berechnung sind dem zu Folge meist sehr gering, steigen aber mit zunehmender Liegezeit. „In 5 statistisch nachuntersuchten Fällen auf Hawaii [...] lag die Abweichung der Todeszeitbestimmung auch nach 40 bis 50 Tagen Liegezeit noch im Bereich von 1 - 4 Tagen.“ ( [12]). Um Fehler zu vermeiden müssen die Berechnungsdaten stets entsprechend der ökologischen Gesamtbedingungen korrigiert werden. Da die wichtigsten Fliegenarten der frühen Leichenbesiedlung überall in Mitteleuropa weit verbreitet sind, kann der Todeszeitpunkt stets einige Wochen nach dem Tod, in Einzelfällen sogar noch nach Monaten oder Jahren, sehr genau durch Maden oder Puppen bestimmt werden und selbst beim Fehlen der Leiche sind Rückschlüsse auf die Sterbeumstände gut möglich. Von großer Bedeutung für entomologische Untersuchungen sind die Lagerungs- und Umweltbedingungen der Leiche. Beispielsweise kann bei einem Ansteigen der Temperatur um bis zu 20°C in einer dicken, wärmeisolierenden Madenschicht die Entwicklung der Tiere beschleunigt oder deren Verlagerung in kühlere Areale gefördert werden. Als Grund für die entstehende Wärme werden Reibungsverluste angenommen. Falls es zu einer Überbevölkerung der Leiche kommt, kann das daraus resultierende eingeschränkte Nahrungsangebot eine verfrühte Verpuppung mit kleineren Puparien zur Folge haben. Kommt es zu einem zeitweisen Luftabschluss (zum Beispiel bei zerteilten und in Tonnen aufbewahrten Leichenteilen), sind zwar die Schmeißfliegenmaden nicht mehr lebensfähig, aber es können aus den Eiern, die bis zu fünf Tage im Vakuum aushalten können, noch ausreichend Rückschlüsse gezogen werden. Tageszeit und Lichtstärke sind nur bei Fliegenarten, die sich licht- oder schattenliebend verhalten relevant. Solche Arten würden in einem speziellen Fall die Leichenfauna entsprechend den Tatortverhältnissen dominieren. Von entscheidender Bedeutung kann eine Einhüllung der Leiche in Decken sein. Diese verzögern je nach Material die Besiedlung um 2,5-7 Tage (nach [12]). Auch die Körpergröße der Leiche muss berücksichtigt werden. Zwar hat sie keinen Einfluss auf die Besiedlungsfolge, dafür können die Artenvielfalt und auch die Geschwindigkeit der Zersetzung ab einer gewissen Größe steigen. Ursache hierfür ist die steigende Temperatur und die damit auch steigende Aktivität in den Madenteppichen. Somit kann man sagen, dass die Aussagen der forensischen Entomologie in den meisten Fällen sehr genau und zuverlässig sind, aber auf verschiedenste Fehlerquellen geachtet werden muss um eventuelle Ungenauigkeiten, die in die Irre führen könnten, zu vermeiden.

2.3.4 Ausblick

Die rechtsmedizinisch-kriminalistische Untersuchung von Insekten und anderen Gliedertieren wird mit verschiedenen Untersuchungsschwerpunkten bereits auf allen Kontinenten durchgeführt. Durch das stetig steigende Wissen über die große Anzahl von Einsatzmöglichkeiten der forensischen Entomologie steigen nicht nur die Schlussfolgerungen, sondern auch das internationale Ansehen und damit auch die Anzahl von kriminalbiologischen Laboren (sowohl Routinelabors, als auch Labore mit speziellen Schwerpunktsetzungen). Zusätzlich ist durch das steigende Wissen eine höhere Aufklärungsrate bei Gewaltverbrechen abzusehen, da mit Hilfe der forensischen Entomologie viele Hintergründe aufgeklärt werden können, die früher schwer möglich oder gar unmöglich aufzuklären waren. Ihre Rolle als Schlüsselbeweis oder Schlüsselindiz vor Gericht dürfte ebenfalls noch ausbaubar sein, da die aus den verschiedenen Untersuchungen gewonnen Ergebnisse sehr detaillierte Schlussfolgerungen zulassen und aufgrund ihrer Sicherheit und Genauigkeit nur selten anzweifelbar sein werden.

3 Eigenschaften, Wirkungsweise und Nachweis der Gifte

3.1 Grundlagen der Toxikologie

„dosis sola facit venenum“ - Die Dosis allein macht das Gift Dieser gern zitierte Ausspruch von Paracelsus verdeutlicht recht gut das Wesen der Gifte. Obwohl keine allgemein akzeptierte Definition existiert, ist die toxische Wirkung bestimmter Stoffe schon seit mehreren tausend Jahren bekannt. Schon die Urmenschen konnten die Gefährlichkeit beispielsweise eines Schlangengiftes einschätzen und in Schriften aus dem alten China, Ägypten und Griechenland wird die Wirkung von Giftstoffen wie Opium, Arsen und Quecksilber beschrieben. Wir verwenden in unserer Arbeit die Bezeichnung Gift für solche Stoffe, die in den Organismus eingreifen und ihn damit schädigen können. Das sind im Regelfall Stoffe, die normalerweise nicht im Körper vorkommen (Xenobiotika) oder solche, die in unnatürlich hohen Konzentrationen einwirken. Weiterhin ist eine Unterscheidung in natürliche und synthetische Gifte möglich, wobei erstere, die so genannten Toxine, von Mikroorganismen, Tieren und Pflanzen gebildet werden. Sie sind entgegen landläufiger Vorstellungen keineswegs weniger giftig, denn „bisher durchgeführte Untersuchungen ergaben keinerlei Hinweise darauf, dass diese Naturstoffe weniger toxisch sind als synthetische Stoffe“( [2] S. 6). Die Toxikologie ist die Wissenschaft von der Wirkung von Giften, sowie von Schall, elektromagnetischen Wellen und ionisierender Strahlung, auf Lebewesen. Sie versucht, qualitativ und quantitativ Aussagen über die Gefährlichkeit von Stoffen, ihre Wirkungsmechanismen und Therapiemöglichkeiten zu machen. Eine Vergiftung beginnt stets mit einer äußeren Exposition, also der Gifteinwirkung aus der Umwelt (z.B. aus Lebensmitteln, Luft, Wasser). Es folgt die innere Exposition, die Aufnahme des Giftes durch Haut, Atemwege (Inhalation) oder Verdauungsorgane (Ingestion). Dabei führt die Ingestion nicht wie die anderen beiden Vorgänge zum direkten Transport durch das Blut zu den Organen, sondern zunächst zur Leber. Erst dann kann es, wenn die Fremdstoffe nicht in der Leber oder anderen Organen abgebaut werden, zu einer Intoxikation kommen. Die Wirkung eines Giftstoffes hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Sehr wichtig ist die wirksame Dosis, die Stoffmenge, die in einer bestimmten Zeit resorbiert wird. Sie wird meist als „Menge pro Kilogramm Körpergewicht und Tag angegeben“ ( [2] S. 3) . Bis zu einer bestimmten Dosis tritt keinerlei Wirkung auf, dieser Schwellenwert wird als NOEL (no observable effect level - Dosis ohne erkennbare Wirkung) bezeichnet. Dann steigt die Wirkung prozentual bis zum Erreichen eines Maximalwertes an. Abhängig vom Regenerationsvermögen der betroffenen Zellen oder subzellulären Strukturen kann eine solcheWirkung reversibel oder irreversibel sein. Bildet sich das Gewebe rasch neu, verschwindet die Wirkung relativ schnell. Es können auch die bereits erwähnten unwirksamen Dosen bestimmt werden, aus denen sich auch Vorschriften, wie die MAK-Werte (Maximale Arbeitsplatzkonzentration), ableiten lassen. Nicht regenerierbar sind beispielsweise Nervenzellen und die DNA. Weiterhin unterscheidet man akute und chronische Wirkung. Erstere ist nach einer kurzen, meist einmaligen Exposition, in der Regel „durch gewolltes oder ungewolltes (akzidentelles) Verschlucken, Einatmen oder Hautkontakt mit großen Mengen eines Stoffes“ ( [2] S. 1f) zu beobachten. Die akute Toxizität kann z.B. durch LD50 -Werte (letale Dosis, bei der 50% der Versuchstiere sterben) eingeschätzt werden. Tritt stattdessen immer wieder oder ständig eine erhöhte, jedoch nicht letale Konzentration eines Stoffes auf, spricht man von einer chronischen Intoxikation. Sie kann auch entstehen, wenn Fremdstoffe nicht ausgeschieden werden und sich in bestimmten Geweben (z.B. Knochen, Fett) anreichern oder wenn aufgrund einer vorherigen Sensibilisierung des Körpers allergische Reaktionen auftreten. Bei einer Mischintoxikation mit mehreren Stoffen „kann es zu einer Abschwächung oder Verstärkung der Wirkung kommen“( [1] S. 8) . Das kann beispielsweise bei einer Rauchgasvergiftung der Fall sein, da bei der Verbrennung von Kunststoffen gleichzeitig die Gifte Cyanwasserstoff (HCN), Kohlenmonoxid (CO) und Chlorwasserstoff (HCl) entstehen. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Giftwirkung eines Stoffes von sehr vielen Faktoren abhängig ist, die teilweise auch von Organismus zu Organismus variieren. Daher ist eine toxikologische Einschätzung nur mit in-vivo-Methoden (am Lebewesen), wie der LD50-Bestimmung oder mit in-vitro-Methoden (an isolierten Zellen und Gewebestücken oder Mikroorganismen) möglich. (nach [1], [2])

3.2 Blei

3.2.1 Eigenschaften und Vorkommen

Blei ist ein Element der vierten Hauptgruppe des Periodensystems und kommt zwei- und vierwertig in verschiedenen Verbindungen vor. Aufgrund seiner hohen Dichte (11,35 g=cm3) wird Blei auch als Schwermetall bezeichnet. Elementares Blei ist relativ weich und gut verformbar. Dies ist auf die für Metalle typische kubisch-dichteste Kugelpackung der Atome zurückzuführen. Verwendung findet es in der Herstellung von Autobatterien, Bleirohren und Geschossen. Eine große Rolle spielen die Verbindungen des Bleis. So entsteht z. B. bei der Umsetzung von metallischem Blei in Gegenwart von Luftsauerstoff mit Wasser Blei(II)-hydroxid

2Pb + O2 + 2H2O ==> Pb(OH)2

Von Bedeutung sind auch die verschiedenen Oxide, wie PbO, PbO2 und Pb3O4 (Mennige), die Halogenide, Blei(II)-sulfid (PbS) und das wegen seines süßen Geschmacks Bleizucker genannte Blei(II)-acetat (Pb(CH3COO)2). In Berührung kommt man unter Umständen mit Blei(II)-sulfat (PbSO4) aus Autobatterien; Bleiweiß (Pb(OH)2 x PbCO3), Chromgelb (PbCrO4) und Chromrot (PbO x PbCrO4) aus Malerfarben sowie Bleiteraethyl (Pb(C2H5)4) und Bleitetramethyl (Pb(CH3)4), die als Antiklopfmittel dem Benzin beigemischt wurden. (nach [5])

3.2.2 Wirkungsweise und Vergiftungssymptome

Die Aufnahme von Blei erfolgt vor allem in den Lungen, die Aerosole des Gifts zu 70% resorbieren, in geringerem Maße findet auch eine Resorption über die Haut und das Verdauungssystem statt. Durch eine vorübergehende Kopplung an das Hämoglobin des Blutes, kann das Blei in alle Regionen des Körpers transportiert werden. Die Toxizität des Bleis ist darauf zurückzuführen, dass es die Gefäßnerven stört und in die Hämsynthese eingreift. Bei diesem biochemischen Vorgang wird über mehrere Stufen der eisenhaltige Komplexanteil des Hämoglobins gebildet, was durch die hemmende Wirkung des Bleis auf verschiedene Enzyme verhindert wird. Durch den daraus folgenden Mangel an Hämoglobin entsteht eine Anämie. Die genannten Vorgänge sind vor allem bei chronischen Vergiftungen von Bedeutung, die entstehen, da Blei in einem vergleichsweise geringem Maße resorbiert, im Körper jedoch nur sehr langsam abgebaut wird. Stattdessen reichert sich das Gift im Körper, insbesondere den Knochen, an. Dieser Vorgang wird Akkumulation genannt. Die Symptome einer solchen Vergiftung sind beispielsweise ein Bleisaum des Zahnfleisches, fahle Hautfarbe, Mattigkeit und geistige Störungen durch die Beeinträchtigung des zentralen und des peripheren Nervensystems. Es kommt zu einer Bleienzephalopathie genannten Störung des Gehirns. Wenngleich die chronische Vergiftung häufiger vorkommt sind ihre Folgen jedoch selten tödlich und sie ist daher für unsere Fragestellung kaum von Bedeutung. Die akute Toxizität äußert sich vor allem im Magen-Darm-Bereich durch sogenannte Bleikoliken und Erbrechen. Außerdem können Apathie, Verwirrtheit, Bleilähmungen der Arme sowie Blut- und Körpertemperaturabfall auftreten. Die akute Intoxikation mit Blei ist oftmals tödlich.

3.2.3 Nachweis

Besonders genaue Ergebnisse bei quantitativen Nachweisen weisen sogenannte Photometertests auf. Sie beruhen darauf, dass bestimmte farbige Stoffe charakteristische Bereiche (Wellenlängen) des Lichts absorbieren. Der photometrische Blei-Küvettentest der Firma Merck weist Blei(II)-ionen nach, indem diese in alkalischer Lösung mit 4-(2-Pyridylazo)-resorcin (PAR) in einen roten Komplex überführt werden. Bedeutsam sind dabei Messbereich und - genauigkeit des Tests. Um aus der Lichtabsorption der Flüssigkeit einen exakten Rückschluss auf die Konzentration des roten Komplexes, also mittelbar die der Pb2+, zu ziehen, muss die gelöste Menge des nachzuweisenden Stoffes in einem bestimmten Bereich liegen. Hier gilt das Lambert-Beer’sche Gesetz, d. h. die Lichtabsorption verhält sich proportional zur Ionenkonzentration. Im Falle des Bleinachweises liegt dieser Bereich zwischen 0,10 und 5,00 mg/l. Dabei weicht das gemessene Ergebnis bei sorgfältig durchgeführter Messung maximal plusminus 0,10 mg/l vom tatsächlichen Wert ab.

3.3 Kupfer

3.3.1 Eigenschaften und Vorkommen

Kupfer ist ein charakteristisch rotbraun gefärbtes Element der zweiten Nebengruppe. Es kommt in der Natur relativ häufig in Form verschiedener Erze, wie z. B. Kupferkies, Kupferglanz und Azurit, vor. “Nach Eisen und Aluminium ist Kupfer das wichtigste Gebrauchsmetall.“ ( [5] S. 730). Es wird aufgrund seiner hervorragenden thermischen und elektrischen Eigenschaften und seiner Korrosionsbeständigkeit in der Elektroindustrie, für Wärmeaustauscher und den chemischen Apparatebau verwendet. Außerdem ist es Bestandteil vieler Legierungen, wie beispielsweise Messing und Bronze. In Verbindungen hat Kupfer im Normalfall die Oxidationszahl +1 oder +2. Kupfer(I)-oxid (Cu2O) beispielsweise bildet sich schon bei Anwesenheit von Luftsauerstoff an der Oberfläche von metallischem Kupfer. Kupfer(II)verbindungen sind bis auf das schwarze Kupfer(II)-oxid(CuO) nahezu alle blau oder grün gefärbt und werden daher auch als Farbpigmente eingesetzt. Im Labor arbeitet man häufig mit der kupferhaltigen Fehlingschen Lösung zum Nachweis reduziernder Wirkungen oder mit Kupfersulfat (CuSO4). Aber auch im täglichen Leben kommt man mit Cu-Verbindungenin Berührung, wie z. B. dem Grünspan, der bei Verwitterung oder der Behandlung von Kupferoberflächen mit Essigsäuredämpfen entsteht. (nach [5])

3.3.2 Wirkungsweise und Vergiftungssymptome

Elementares Kupfer ist nicht giftig, die Inhalation von Stäuben kann jedoch zum sogenannten Metallfieber führen. Die Resorption der Kupferionen findet im Magen-Darm-Trakt statt. Dann wird das Gift an das im Blut enthaltene Albumin gebunden, in die Leber transportiert und dort auf Caeruloplasmin übertragen, welches die Verteilung des Kupfers in den Körper durch das Plasma bewirkt. Wird jedoch chronisch zu viel Kupfer aufgenommen kommt es unter Umständen zu Leberzirrhosen oder einer Schwächung des Immunsystems. Eine akute Vergiftung hingegen ist mit erheblichen Störungen des Verdauungstrakts verbunden. Erbrechen, Durchfall und Koliken treten auf (nach [8] S. 70), während der Vergiftete in eine Lethargie verfällt. Die Aufnahme größerer Mengen von Kupfersalzen kann auch zum Tod führen.

3.3.3 Nachweis

Auch Kupfer(II)-ionen können mit Hilfe eines Küvettentests von Merck photometrisch bestimmt werden. Grundlage ist die Bildung eines blauen Komplexes mit Cuprizon im ammoniakalischen Milieu. Der Messbereich liegt liegt bei 0,05 - 8,00 mg/l, wobei die Genauigkeit mit maximal plusminus 0,13 mg/l angegeben wird.

4 Entomotoxikologie

4.1 Methoden der Entomotoxikologie

Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln die Grundlagen von Entomologie und Toxikologie getrennt voneinander betrachtet wurden, soll nun erläutert werden, wie die Wissenschaft von den Insekten und die Giftkunde zur Entomotoxikologie zusammengeführt werden können. Dieser noch recht junge Zweig der forensischen Entomologie befasst sich mit der Nachweisbarkeit einer dem Tode vorausgegangenen Intoxikation und deren Einfluss auf die Entwicklung von Insektenlarven. Wird der Kadaver erst längere Zeit nach Eintritt des Todes gefunden, befindet er sich oftmals schon in einem fortgeschrittenen Zersetzungsstadium oder ist sogar schon teilweise oder vollständig skelettiert. Für eine toxikologische Analyse auf verschiedene Substanzen sind jedoch oft Körperflüssigkeiten oder Gewebeproben nötig. In solchen Fällen bietet sich eine entomotoxikologische Untersuchung an. Ihre Grundlage ist der in Kapitel 2.2 beschriebene Verwesungsprozess, in dessen Verlauf verschiedene Insektenarten vom Fleisch der Leiche fressen und ihre Eier auf ihr ablegen. Tage oder nur Stunden später schlüpfen daraus Larven, deren Nahrungsgrundlage ebenfalls das Leichengewebe ist. Auf diese Weise gelangen Gifte oder Rauschmittel, die im Körper des Toten vorliegen, sowohl in den Körper der adulten Tiere, als auch in den der Maden. Noch am Leichenfundort sollten daher Maden und andere Lebewesen gesammelt werden, auch die leeren Puparien können von Bedeutung sein, worauf im Punkt 4.2 noch näher eingegangen wird. Mit einem geeigneten Aufschlussverfahren können die Tiere oder Puppenhüllen in Lösung gebracht und mit quantitativ chemischen Methoden auf ihre Inhaltsstoffe hin untersucht werden. Das heißt, die Einnahme von Drogen oder eine Vergiftung lassen sich unabhängig von der Leiche nachweisen. In der Vergangenheit stellten Wissenschaftler bereits in verschiedenen Studien fest, dass sowohl anorganische Gifte, wie Arsen und Quecksilber, als auch Medikamente und Drogen, wie Opiate, Kokain und Heroin, im Insektengewebe nachweisbar sind (nach [11]). In einer Untersuchung fand man sogar heraus, dass die entomotoxikologische Untersuchung in Einzelfällen bessere Ergebnisse zeigt, als die Analyse des Gewebes. „Das Benzodiazepin Triazolam konnte wohl aus Larven, nicht aber aus Nieren oder Leber der Leiche dargestellt werden.“ ( [11]). Interessant ist auch, ob die Entomotoxikologie in Zukunft quantitative Aussagen zum ursprünglichen Giftgehalt der Leiche machen kann. Bisher fand man vor allem heraus, dass verschiedene Substanzen sich auch zu einem unterschiedlichen Grad in den Maden anreichern. In einzelnen Studien stellte man eine lineare Abhängigkeit zwischen der Giftmenge im Lebergewebe einer Leiche und in den Larven fest (nach [11]). Ein weiteres Forschungsfeld der Entomotoxikologie ist der Einfluss toxischer Substanzen auf die Entwicklung der Insektenlarven. So können Stoffe, die auf den Organismus von Insekten Einfluss haben, den natürlichen Verwesungsprozess verändern. Dieser Einfluss kann zum einen negativer Natur sein, also im Extremfall zum Tod einiger Arten führen, was den Zersetzungszyklus durch deren Fehlen stark beeinflussen würde. Andererseits ergab sich aus einer Untersuchung, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit von Larven unter Kokaineinfluss wesentlich höher als der Durchschnitt liegt (nach [10]). Informationen dieser Art sind für die entomologische Liegezeitbestimmung anhand des Entwicklungstandes der Insektenlarven von entscheidender Bedeutung.

4.2 Einlagerung von Stoffen in Puparien

Während die ausgewachsenen Insekten die Leiche nach der Eiablage wieder verlassen, bewegen sich die Larven vom Zeitpunkt ihres Schlüpfens bis zur Verpuppung nur in unmittelbarer Nähe. Nach Vollendung der Metamorphose jedoch, wenn der Imago aus der Puppe schlüpft verbleibt nur deren leere Hülle bei der Leiche. Auch diese Puparien sind forensisch von Bedeutung, da sie als Ort der Metamorphose aus körpereigenen Stoffen gebildet werden. Die im Gewebe befindlichen Substanzen gelangen so auch in diese Hüllen. Wie später beim Imago ist die Haut von Fliegenlarven von einer Chitin-Kutikula bedeckt. Chitin ist ein Polysaccharid, welches von der chemischen Struktur her der Cellulose ähnelt. Es ist zwar leicht, aber sehr fest und widerstandfähig, sodass dieses Chitin-Außenskelett schützend und stützend für den Körper wirkt. Diese äußere Haut wächst jedoch nicht mit und wird daher während der Entwicklung der Larve mehrfach abgestreift und von der Epidermis neu gebildet. Während viele Insekten Kokons aus Gespinstfäden oder biologischen Materialien ihrer Umgebung herstellen, bilden Schmeißfliegen, um die es im praktischen Teil der Arbeit besonders geht, sogenannte Tönnchenpuppen. Sie entstehen, indem das letzte Larvenstadium die Haut des vorletzten Stadiums nicht verlässt und sich in dieser verpuppt (nach [7]). Dabei werden Pigmente, Harnsäure und möglicherweise eben auch die Schwermetallionen zwischen den Häuten (Exuvien) eingelagert. Es kann jedoch auch sein, dass die Ionen direkt in die Chitinkutikula eingebaut werden. Aufgrund ihrer festen Beschaffenheit sind Puparien „extrem witterungsbeständig und können noch Jahre später am Ort der Entwicklung nachgewiesen werden“ ( [9]). Sie nehmenaufgrund dieser Langlebigkeit im Vergleich zu Larven einen besonderen Stellenwert für die Untersuchung ein. Andererseits ist zu erwarten, dass der Giftgehalt in den Puppenhüllen noch einmal wesentlich geringer ist, als der im Madengewebe.

5 Verwesungsexperimente

5.1 Vorgehen und Versuchsaufbau

Nachdem im Vorfeld der theoretische Hintergrund des Themas untersucht wurde, konnte, sobald die Temperaturen dies zuließen, mit dem praktischen Teil der Arbeit begonnen werden. Das Ziel war, herauszufinden, ob ein erhöhter Gehalt von Schwermetallionen in einem Fleischstück noch in den Puparien von Maden, die sich von dem präparierten Fleisch ernährt haben, nachgewiesen werden kann. Wie bereits erwähnt wurden ähnliche Versuche schon mehrfach durchgeführt, als Gifte wurden dabei meist Medikamente und Drogen verwendet. Mit Schwermetallionen gab es unserenWissens nach noch keine solchen Untersuchungen. Zur Durchführung des Versuches entschieden wir uns dafür, mit Hilfe von Einwegspritzen aus der Apotheke die Pb(NO3)2- und CuSO4-Lösungen (beide mit 10g Substanz pro Liter Lösung) direkt in die Fleischstücke zu injizieren. Damit sollte eine relative Gleichverteilung der Konzentration erreicht werden. Außerdem war auf dieseWeise die Menge der im Fleisch enthaltenen Ionen genau definiert und bei allen Proben identisch. Es wurden jeweils zwei der Fleischstücke mit Pb2+ und Cu2+ vergiftet, zwei blieben unverändert, um später eine Vergleichsprobe zu haben. Beim ersten Versuch verwendeten wir Schweineschnitzel (je ca. 125g) als Proben, in denen die Giftkonzentration bei 1g Pb(NO3)2 bzw. CuSO4 pro Kilogramm Fleisch lag. Für die Wiederholung des Experiments wählten wir Hühnerschenkel (je ca. 320g) mit Haut und Knochen und verringerten die Giftkonzentration auf 0,3g Substanz pro Kilogramm Fleisch. Anschließend wurden die Proben einzeln in spezielle Käfige gelegt. Diese Käfige hatten einen ca. 5cm hohen, quadratischen (Kantenlänge ca. 25cm) Holzrand, an dem oben ein Dach und unten ein Boden aus Maschendraht mit Tackerklammern befestigt wurden. Der Draht hatte eine Maschenweite von 1cm, sodass Insekten das Fleisch problemlos anfliegen, größere Tiere wie Hunde und Katzen es jedoch nicht erreichen konnten. Der Boden war zusätzlich mit Fliegengitter unterlegt, damit Maden und Puppenhüllen nicht aus dem Käfig herausfallen konnten. Die so geschützten Proben wurden nun an verschiedenen Stellen in Stadtilmer Gärten aufgestellt und über einen längeren Zeitraum beobachtet sowie fotografisch dokumentiert. Nach der Besiedlung des Fleisches mit Maden, deren Verpuppung und dem Schlüpfen der Imagos, sollten die zurückgelassenen Puppenhüllen aufgeschlossen und chemisch analysiert werden. Ein Aufschluss ist ein Verfahren, um schwerlösliche Stoffe in wasser- oder säurelösliche Substanzen zu überführen. Damit werden auch an diese schwerlöslichen Stoffe gebundene Teilchen, in unserem Fall Schwermetallionen, löslich. Wenn unsere These stimmt, d. h. die Giftstoffe in die Puppenhüllen eingebaut werden, kann man die Ionen nur nachweisen, wenn man die Puparien zuvor aufschließt. Aufgrund ihrer Entstehung aus der Larvenhaut enthalten die Tönnchenpuppen der Schmeißfliegen vor allem Chitin, daneben Proteine und Kalk aus der Kutikula sowie die zwischen den Exuvien eingelagerten Pigmente und Harnsäure. Um diese Substanzen in Lösung zu bringen, bietet sich ein stark saurer Aufschluss an, da starke Mineralsäuren Chitin in Essigsäure und D-Glucosamin (Monomer des Chitins) aufspalten (nach [6] S.493). Verwendet man Salpetersäure (HNO3) wird zudem die Harnsäure oxidiert und in das gut lösliche Alloxan überführt (nach [6] S. 853f). Der Kalk wird in das lösliche Calziumhydrogencarbonat (Ca(HCO3)2) umgewandelt und die meisten Pigmente sind säurelöslich. Ein weiterer Vorteil der Salpetersäure ist, dass mit ihren Säurerestionen (NO3- ) weder Kupfer- noch Bleiionen ausgefällt werden. Würde man also zu den Puparien konzentrierte Salpetersäure geben und eventuell zusätzlich ein wenig erhitzen, müssten diese sich auflösen. Diese Lösung wird aufgrund der von der Säure denaturierten Eiweiße und eventuell noch ungelöster Pigmente vermutlich getrübt sein, daher muss das Gemisch vor der photometrischen Untersuchung, für die eine klare Flüssigkeit notwendig ist, filtriert werden. Die Photometertests werden beide von der hohen Nitratkonzentration, die durch Zugabe der Salpetersäure auftritt, nicht beeinflusst, es wird sogar eine Probenkonservierung mit HNO3 empfohlen. Problematisch ist lediglich der stark saure pH-Wert der Lösung, er müsste für den Bleinachweis mit Ammoniaklösung in einen Bereich von 3 - 6 und für den Kupfertest mit Natronlauge auf einen Wert zwischen 4 und 10 gebracht werden. Nach diesem Vorgehen müssten eingelagerte Schwermetallionen nachweisbar gemacht werden können.

5.2 Verlauf der Verwesungsexperimente

Beobachtungen beim 1. Verwesungsexperiment vom 20.05. - 14.07.06
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Während der ersten Wochen des Freilandversuches war es unerwartet noch einmal sehr kühl und teilweise regnerisch. Ab Mitte Juni wurde es jedoch zunehmend wärmer und sonniger und es regnete äußerst selten. Bilder des Versuches sind im Anhang (8.2.1) zu finden.

Beobachtungen beim 2. Verwesungsexperiment vom 14.07. - 30.08.06
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Das Wetter der ersten drei Wochen des Versuchs waren geprägt durch starke Hitze (über 30°C) bei intensivem Sonnenschein. Dann änderte sich das Wetter, wurde kälter und im Gegensatz zur vorherigen Trockenheit gab es oft starke Regenfälle und Gewitter. Bilder des Versuches sind im Anhang (8.2.2) zu finden.

5.3 Der dritte Versuch

Nachdem die ersten beiden Verwesungsexperimente insofern fehlgeschlagen waren, dass es nie zu der erwarteten starken Madenbesiedlung kam, erschien es uns nicht als sinnvoll, einen dritten Freilandversuch durchzuführen. Stattdessen entschieden wir uns dafür, den Versuch etwas weniger naturnah durchzuführen, indem nicht mehr eine Madenbesiedlung durch vorherige Eiablage von Fliegen erzielt werden sollte, sondern Schmeißfliegenmaden aus der Zoohandlung auf dem Fleisch ausgesetzt wurden. Außerdem sollte effizienter als bisher verhindert werden, dass die Maden die Proben verlassen. Das wurde realisiert, indem als Probengefäß diesmal flache Plastikwannen verwendet wurden, die von oben dicht mit Fliegengitter verschlossen wurden. So fand auch eine ausreichende Belüftung statt. Da diese Gefäße jedoch vor größeren Tieren nicht sicher genug waren, wurden sie diesmal im Gebäude, nämlich auf dem Dachboden der Goetheschule, aufgestellt. Um den Aufwand zu verringern wurde die Zahl der Fleischstücke auf zwei minimiert, ein unvergiftetes und eines mit injizierter Pb2+-Lösung. Als Fleisch wurde diesmal Schweinekamm (je ca. 240g) verwendet, in den 2,5g Pb2+-Lösung pro Kilogramm injiziert wurden. Anschließend wurden ungefähr 200 Maden auf jeder Probe ausgesetzt und die Fleischstücke in ihren Gefäßen auf dem Dachboden der Goetheschule ausgelegt. Bilder des Versuches sind im Anhang (8.2.3) zu finden.

Beobachtungen beim 3. Verwesungsexperiment ab 13.09.
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5.4 Auswertung und Ausblick

Da die ersten beiden Versuche des Verwesungsexperiments fehlgeschlagen sind, war es nicht möglich, unsere theoretisch entworfenen Aufschlussmethoden zu erproben oder die photometrischen Nachweise durchzuführen. Damit lässt sich nicht sagen, ob unsere These stimmt, die Schwermetallionen also in den Puparien nachgewiesen werden können. Über die Frage, warum unsere Freilandversuche nicht wie geplant verlaufen sind, kann nur spekuliert werden. Zunächst erschien Austrocknung als eine mögliche Ursache des Misslingens, daher wurden bei der Wiederholung größere Fleischstücke verwendet. Dieser Wechsel brachte jedoch keine Änderung, die Art des Fleisches kann als Grund des Misslingens also ausgeschlossen werden. Auch eine ungewöhnlich geringe Anzahl von Insekten in Stadium scheidet als Möglichkeit aus, da selbst die Aufstellung direkt neben dem von Fliegen stark frequentierten Kompost beim zweiten Mal keine bedeutende Änderung brachte. Ein weiterer Punkt ist die mögliche Giftigkeit der Schwermetalle für die Insekten selbst, was jedoch erstens aufgrund der in Kapitel 3 beschriebenen Wirkungsmechanismen der beiden Gifte unwahrscheinlich ist und zweitens bedeuten würde, dass eine Besiedlung der unvergifteten Vergleichsproben hätte stattfinden müssen, was nicht der Fall war. Nach Ausschluss dieser möglichen Faktoren, bleiben dennoch eine Vielzahl von möglichen Erklärungen, beispielsweise könnten sich die plötzlichen kälteren Phasen des Wetters negativ ausgewirkt haben. Möglich ist auch, dass von uns unbemerkte Maden über den Holzrand hinweg den Käfig verlassen haben oder dass andere Tiere, z. B. Käfer ihrerseits die Maden oder Fliegeneier gefressen haben. Vielleicht lag der Zelltod des Fleisches schon zu lange zurück, es hätte dann nicht mehr intensiv genug gerochen, um Insekten anzulocken. Welcher Grund nun tatsächlich für das Scheitern des Versuchs verantwortlich ist, lässt sich nicht genau sagen, vermutlich ist es eine Kombination der genannten Faktoren. Beim dritten Versuch ist es uns schließlich mit der Abwandlung unserer ursprünglichen Versuchsanordnung gelungen, Puppenhüllen zu gewinnen. Zwar sind diese Maden nicht ausschließlich auf dem vergifteten Fleisch aufgewachsen, dennoch haben sie vielleicht ausreichend Schwermetallionen aufgenommen, um diese eventuell einzulagern. Obwohl die Zeit bis zur Abgabe der schriftlichen Arbeit leider nicht ausreicht, um die chemische Untersuchung der Puparien in Angriff zu nehmen, wollen wir versuchen für das Kolloquium weitere Ergebnisse zu erzielen, um dann unsere These der Einlagerung der Schwermetalle entweder stützen oder möglicherweise schwächen zu können.

6 Entomotoxikologie als Indizienbeweis

6.1 Verbrechen

6.1.1 Unterscheidung von Tatbeständen

Unter einem Verbrechen versteht man ein schwer wiegendes Zuwiderhandeln gegenüber der Rechtsordnung einer Gesellschaft. Es wird von der Gemeinschaft als Unrecht angesehen und vom Gesetzgeber als Verletzung eines Rechtsguts, welche kriminell qualifiziert ist und mit Strafe bedroht wird. Die Rechtswissenschaft versteht deshalb unter einem Verbrechen meist eine Straftat als solche. Gesellschaftswissenschaftlich sind dazu das Phänomen des Verbrechens, seine Erscheinungsformen und Ursachen, sowie die Aufklärung und Bekämpfung von Verbrechen relevant. Mit diesen Punkten beschäftigen sich dann Kriminologie und Kriminalistik. Das Verbrechen steht als schwerste Form strafbaren Handelns dem Vergehen, welches den minderschweren Straftatbestand darstellt, gegenüber. Besonders schwere Verbrechen, die ursprünglich mit der Todesstrafe geahndet wurden mussten bezeichnet man als Kapitalverbrechen. Der Begriff Kapitalverbrechen wird heute nur noch in der Umgangssprache verwendet. Gemeint sind dann Straftaten wie Mord und Totschlag, aber auch Sexualdelikte. Die Unterscheidung von Straftaten nach ihrer Schwere geht auf die Anfänge des Rechtswesens zurück. Schon im 16. Jahrhundert wurde in der Constitutio Criminalis Carolina zwischen schweren und minderschweren Anklagegründen unterschieden. (nach [17])

6.1.2 Formeller Verbrechensbegriff in Deutschland

In §12 des deutschen Strafgesetzbuches wird festgelegt, dass als Verbrechen alle Tatbestände bezeichnet werden, die mit einer Strafandrohung von mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe bemessen sind. Dies sind zum Beispiel schwere Körperverletzung, Raub, Brandstiftung oder Mord. Delikte mit geringerer Mindeststrafandrohung sind demzufolge Vergehen. Daraus ergibt sich eine Reihe an Unterschieden in der Behandlung von Verbrechen und Vergehen. Während bei einem Verbrechen der Versuch immer strafbar ist, ist dies bei einem Vergehen nur dann der Fall, wenn es das Gesetz ausdrücklich vorsieht. Weiterhin kann der Straftatbestand der Bedrohung nur erfüllt werden wenn mit einem Verbrechen gedroht wird. Ähnlich wie beim Versuch der Tat ist die versuchte Anstiftung zu einem Vergehen nur in bestimmten Fällen strafbar, die versuchte Anstiftung zu einem Verbrechen allerdings immer. Und auch der Verlust von Amtsfähigkeit und Wählbarkeit richtet sich nach der Differenzierung in Verbrechen und Vergehen. Falls ein Vergehen unter besonderen Umständen mit höherer Strafe bedroht ist, sodass sich die Mindeststrafe auf ein Jahr erhöht, zum Beispiel bei einer Freiheitsberaubung über mindestens 2Wochen, bleibt der Tatbestand nach §12(3) StGB dennoch nur ein Vergehen. Gleiches gilt allerdings auch umgekehrt. Ein Verbrechen wird, wenn dessen Mindeststrafandrohung unter ein Jahr sinkt nicht zu einem Vergehen. Nach §140 der Strafprozessordnung hat ein Angeklagter, bei der Verhandlung eines Verbrechens, wenn er nicht selbst einen Rechtsanwalt das Mandat seiner Verteidigung aufträgt, den Anspruch auf einen Pflichtverteidiger. Auch für die Zuteilung der sachlichen Zuständigkeit der Gerichte ist die Zweiteilung in Verbrechen und Vergehen bedeutend. Das Landgericht verhandelt nur Verbrechen mit einer Straferwartung von mindestens 4 Jahren. Sämtliche Vergehen und Verbrechen, die mit geringeren Strafen geahndet werden, werden vor dem Amtsgericht verhandelt. Weiterhin wird festgelegt, dass der Strafbefehl nur bei Vergehen zum Einsatz kommt und bei Verbrechen die Verhandlung nicht gegen eine Auflage oder wegen Geringfügigkeit des Tatbestands eingestellt werden kann, wie das bei Vergehen der Fall ist. (nach [17])

6.2 Beweis und Indiz

6.2.1 Beweis

Wird in einem Prozess ein Sachverhalt aufgrund richterlicher Überzeugung festgestellt, so bezeichnet man dies als Beweis. Man unterscheidet dabei zwei Arten von Beweisen: Den Freibeweis und den Strengbeweis. Der Strengbeweis verläuft in der Regel in einem dreiaktigen Prozessgeschehen. Beim Beweisantritt muss von einer Partei ein Beweismittel für die Richtigkeit der eigenen Behauptung oder von der Gegenpartei ein Beweismittel für deren Falschheit genannt werden. In der Beweisaufnahme erfolgt eine eigene Wahrnehmung der Beweismittel durch das Gericht. Bei der anschließenden Beweiswürdigung befindet das Gericht auf Grundlage der Beweismittel über die Wahrheit der Behauptung. Falls das Gericht überzeugt ist, steht die Behauptung nun als Tatsache für den Prozess fest. Zweifelt das Gericht, gilt der Beweis als nicht erbracht. Ob überhaupt ein Beweis erhoben wird und welche Folgen eine fehlende Feststellbarkeit der Behauptung hat muss der Richter anhand der Beweislast beurteilen. Im Strafverfahren kommen nur Personenbeweise (Geständnis des Angeklagten, Zeugen, Sachverständige) und Sachbeweise (Urkunden, Dokumente) für den Strengbeweis in Frage. Der Strengbeweis ist vorgeschrieben, um Tatsachen, welche die Schuld- und Straffrage betreffen, festzustellen. Die Führung des Freibeweises wird bei den vor der Hauptverhandlung stattfindenden Ermittlungs- und Zwischenverfahren verwendet. Die Beweiswürdigung liegt ausschließlich im Ermessen des Richters und ist nicht mehr wie im Mittelalter an bestimmte Beweisregeln gebunden. Maßgeblich ist allein die Überzeugung des Richters von der Wahrheit der Behauptung. Für seine Überzeugung darf der Richter allerdings keinen naturwissenschaftlich sicheren Nachweis verlangen. Es reicht wenn ein brauchbarer Grad an Gewissheit gegeben ist, der theoretische Zweifel zwar nicht ausschließt, aber deren praktischeWahrscheinlichkeit minimiert. Bei der Glaubhaftmachung reicht es die Wahrscheinlichkeit der Behauptung aufzuzeigen, also ein herabgesetztes Beweismaß zu erbringen. (nach [18])

6.2.2 Indiz

Umstritten ist das so genannte Indiz. Hier gewinnt der Richter nicht sofort Überzeugung von der Haupttatsache, der Schuld des Angeklagten, sondern nur von Hilfstatsachen, die einen Beweis stützen können. Oft kann von diesen Hilfstatsachen aus auf die Haupttatsache geschlossen. Die Indizien weisen also lediglich auf den Täter, die Tat, deren Motiv oder eventuelle Beweise, mit denen die Wahrheit ermittelt werden kann, hin. Es ist möglich, dass sich die Überzeugung eines Gerichtes auf Indizien stützt. Damit dies passiert muss aber meist zumindest eine Indizienreihe vorliegen, das heißt, mehrere voneinander unabhängige Indizien müssen zusammenwirken, um einen ansonsten nicht zu beweisenden Sachverhalt zu belegen. Dieses Zusammenwirken sollte darin bestehen, dass alle Indizien Schlussfolgerungen auf die Haupttatsache ermöglichen. Von einer Indizienkette spricht man, wenn mehrere voneinander abhängige Indizien den Hinweis auf eine beweiserhebliche Tatsache erbringen. Diese Abhängigkeit besteht beispielsweise dann, wenn ein Richter von einem Indiz auf das andere und von diesem auf die Haupttatsache schließen kann. Einen Prozess bei dem ausschließlich über Indizienketten und Indizienreihen eine Tatsache festgestellt wird nennt man Indizienprozess. Die Schuld des Täters wird hier mittelbar bewiesen. Alle Indizien gemeinsam ergeben ein Gesamtbild, in dem alle anderen Möglichkeiten außer der angenommenen nahezu ausgeschlossen werden können. (nach [18])

6.3 Beweisführung anhand von Entomotoxikologie

Forensische Entomotoxikologie kann eine wichtige Rolle in solchen Indizienprozessen spielen. Mit Hilfe der Entomotoxikologie lässt sich nachweisen, ob und womit ein Mensch vergiftet wurde. Indem Maden Gewebestücke von Leichen fressen nehmen sie auch die Gifte, die dieses Gewebe enthielt, mit auf. Es können die verschiedensten Medikamente, aber auch Drogen nachgewiesen werden. Leider ist es nicht möglich die Höhe der Dosis, mit der die Vergiftung durchgeführt wurde zu bestimmen. Dies liegt daran, dass die menschlichen Organe verschieden große Mengen an Gift speichern und es nicht möglich ist genau zu bestimmen an welchen Stellen die Maden das vergiftete Gewebe gefressen haben. Kriminalistisch ist es allerdings meist ausreichend wenn das Vorhandensein der Substanz festgestellt werden kann, ein genauer Mengennachweis ist nur selten erforderlich. Eine wichtige Rolle spielt der Gift- und Drogennachweis bei Sterbefällen, wo die Todesursache nicht eindeutig ist. Man stelle sich folgende Situation vor: Es wird eine erhängte, stark zersetzte Leiche gefunden Neben der Leiche befinden sich noch eine Schnapsflasche und eine Schachtel Tabletten. Dieses Szenario weist natürlich auf einen Selbstmord hin. Es ist aber ebenfalls möglich, dass die Leiche erst nach der Tötung aufgehängt worden ist und die Tabletten und der Alkohol nur den Eindruck eines Selbstmords erwecken sollen und in Wirklichkeit ein Mord geschehen ist. Da das Medikament aufgrund des schon lange zurückliegenden Todeszeitpunktes nicht mehr im Körper nachgewiesen werden kann, ist nur noch eine entomotoxikologische Untersuchung in der Lage, die offenen Fragen zu beantworten. Wenn der Wirkstoff nicht nachgewiesen werden kann, kann die Todesursache nicht die sein, die es zu sein scheint (nach [3] S. 57). In diesem Fall wäre die Entomotoxikologie ein Indizienbeweis, da sie einen direkten Hinweis auf die Tat, einen Mord, gibt, aber anhand dieses Tatbestandes dem Angeklagten die Tat selbst noch nicht nachgewiesen werden kann. Sollte dies jedoch andere Indizien ergänzen kann es der ausschlaggebende Hinweis für den Schuldnachweis des Angeklagten sein. Forensische Entomotoxikologie ist also besonders bei zweifelhaften Selbstmordfällen, bei denen Gift eine Rolle spielt, von Bedeutung, um das Vorliegen eines Selbstmords zu bestätigen oder zu widerlegen und in einem solchen Falle vor Gericht auf die Täterschaft des Angeklagten hinzuweisen.

6.4 Fallbeispiel

In Österreich wurde eine stark skelettierte Leiche gefunden, bei der nur noch Hautreste vorhanden waren. Recherchen ergaben, dass eine in Frage kommende Person einen Tag bevor man sie als vermisst meldete zum letzten Mal gesehen wurde, als diese sich in einer Apotheke Phenorbital kaufe. Die auf der Leiche befindlichen Maden wurden daraufhin auf Phenorbital untersucht und bei 10 Gramm der auf dem Leichnam sichergestellten Maden, konnten tatsächlich durch verschiedene Untersuchungen 100 Mikrogramm Phenorbital pro Gramm Leichengewebe nachgewiesen werden. Durch diese Erkenntnisse war es für die Kriminalisten besser möglich die Leiche zu identifizieren, da eine zeitliche Rekonstruktion möglich wurde. Weiterhin konnte mit Hilfe dieser Ergebnisse nachgewiesen werden, dass die Todesursache Selbstmord war, der mit der Einnahme einer Überdosis des Schlafmittels bewerkstelligt wurde und nicht etwa ein Gewaltverbrechen stattgefunden hat (nach [10] S. 47f).

7 Fazit

Im Rahmen dieser Arbeit haben wir uns ausführlich und aus verschiedenen wissenschaftlichen Gesichtspunkten mit dem Thema der forenischen Entomotoxikologie auseinandergesetzt. Wir haben dabei besonders die biochemischen Zusammenhänge, die zur Einlagerung von Stoffen in Puparien führen können, untersucht. Dabei haben wir herausgefunden, weshalb aufgrund der Entstehung der Tönnchenpuppen von Schmeißfliegen, eine Einlagerung, auch von Schwermetallionen, recht wahrscheinlich ist. Außerdem haben unsere Recherchen ergeben, dass diese Tatsache bei anderen Stoffgruppen bereits nachgewiesen wurde, was ebenfalls ein Hinweis darauf ist, dass auch die von uns aufgestellte These richtig ist. Jedoch war es uns aufgrund der nicht nach Plan verlaufenen Freilandexperimente nicht möglich, auch den Beweis für unsere Behauptung zu bringen und so bleibt es vorerst beim Indiz. Genau dieser Unterschied war ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit, an dem wir eine eindeutige Antwort geben können. Ergebnisse der forensischen Entomotoxikologie können nicht Beweis, sondern „nur“ Indiz in einem Strafprozess sein. Zum einen, da es bisher nicht gelungen ist, allgemeingültige, quantitative Zusammenhänge festzustellen, zum anderen, weil das pure Vorhandensein eines Gifts zwar die Vergiftung beweist, nicht aber, wie diese abgelaufen ist. Wie das Fallbeispiel zeigt, kann eine tödliche Intoxikation auch als Selbsttötung vorkommen. Dennoch ist schon der qualitative Nachweis von großer Bedeutung, da in Zeiten großen naturwissenschaftlichen Fortschritts die Zahl sogenannter Indizienprozesse zunimmt. Mit DNA-Analysen, Blutspritzer-Mustern und eben der Entomologie, deren Spezialgebiet Entomotoxikologie wir untersucht haben, wird die Lösung von Fällen möglich, die vor einigen Jahren vielleicht nicht einmal als Straftat erkannt worden wären. Nach allem, was wir in unserer Arbeit herausgefunden haben, ist die Entomologie zu Recht ein forschungsträchtiges Gebiet, denn nur durch noch mehr Untersuchungen kann die Gewichtung eines solchen Indizes noch verstärkt werden. Nicht nur die von uns genauer untersuchte Einlagerung von Stoffen in die Leichenbesiedler, sondern auch die erwähnten Einflüsse von Medikamenten und Drogen auf die Entwicklungsgeschwindigkeit der Insekten, könnten in den nächsten Jahren noch an Bedeutung zunehmen. Möglicherweise werden auch noch völlig neue Ansätze in der Entomotoxikologie entdeckt. Tatsache ist: Für die Mörder dieser Erde wird das Leben härter. Weltweit arbeiten Forscher der verschiedensten Fachgebiete daran, dass Straftaten entdeckt und aufgeklärt werden können, sodass das perfekte Verbrechen wohl irgendwann völlig unmöglich wird.

8 Anhang

8.1 Fallbeispiele zur Anwendung der forensischen Entomologie

8.1.1 Der Fall Pastor Geyer

Der in Deutschland bekannteste Fall der forensischen Entomologie, der Fall Pastor Geyer, ereignete sich im Juli 1997. Geyer wurde beschuldigt seine Frau zuerst erschlagen und dann anschließend in einem Waldstück versteckt zu haben. Am 28. Juli 1997 wurde eine weibliche Leiche mit Schädelzertrümmerungen in einemWald im Raum Braunschweig nahe einem Abschussgraben aufgefunden. Es war die drei Tage zuvor als vermisst gemeldete Ehefrau des evangelischen Pastors Geyer. Da es keine Beweise gab nahm die forensische Entomologie die Rolle als Schlüsselindiz ein. Mit Hilfe der Maden konnte unter Berücksichtigung von Umweltfaktoren die Tatzeit so eingegrenzt werden, dass der Pastor für den entsprechenden Zeitraum kein Alibi hatte. Doch die Verurteilung konnte erst durch eine weitere entomologische Untersuchung erreicht werden: Anhand einer in Deutschland seltenen flugunfähigen Ameisenart, die sich sowohl an der Bluse der Toten, als auch an Stiefeln des Beschuldigten befand und in großer Menge auch auf Tatortbildern zu sehen war, konnten Zufälle nahezu ausgeschlossen und die Verurteilung des Angeklagten erwirkt werden. Die Bekanntheit dieses Falls begründet sich auf einen Aufsehen erregenden Indizienprozess, wo die Verurteilung des Angeklagten erstmals in Deutschland mit einer Spuren- und Liegezeitanalyse durch Insekten gestützt wurde. (nach [4] S. 172-182 und S. 188-191)

8.1.2 Bedeutung eines Wundennachweises

In einem anderen Fall forderte ein Mann die Todesfallprämie bei der Lebensversicherung seiner Ehefrau. Da diese erst seit drei Tagen vermisst wurde und keine Leiche vorlag verweigerte die Versicherung zunächst die Zahlung, solange nicht zumindest ein Leichenteil aufgefunden wird. EineWoche später erklärte der Mann der Polizei, dass er den Abgeschnittenen Kopf der Leiche nahe seinem Haus gefunden habe. Durch pathologische Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass der Kopf erst nach dem Tod der Frau abgetrennt wurde. Die Rechtsmediziner stellten anhand des Aussehens der Schnittwunde fest, dass der Kopf erst nach Todeseintritt abgetrennt worden war. Anschließend fand die forensische Entomologin ausschließlich Schmeißfliegenmaden an der Schnittfläche des Kopfes. Dies bedeutete, dass der Aufenthaltsort der Leiche, bevor der Kopf abgetrennt wurde, für Insekten unzugänglich war, da die Eier sonst am Augen, Nase oder Ohren abgelegt worden wären. Die folgenden Ermittlungen ergaben dann, dass der Kopf kurz nach dem Gespräch mit der Versicherung abgetrennt und ins freie gelegt wurde. Aufgrund dieser Ermittlungsergebnisse bekam der Ehemann anstatt der Versicherungssumme eine lebenslange Haftstrafe. (nach [12] S. 4)

8.1.3 Nachweis einer Spurenmanipulation nach Todeseintritt

In den USA wurde in einem Autowrack eine verkohlte männliche Leiche gefunden. Als Todesursache wurde zunächst ein Autounfall angenommen, bei der Obduktion wurden dann aber Maden im Schädel des Toten gefunden. Daraus konnte man schlussfolgern, dass eine Leichenbesiedlung schon vor der Verbrennung stattgefunden haben und der Verstorbene schon länger tot gewesen sein musste. Bei genauerer Obduktion wurden anschließend Messerstiche an derWirbelsäule des Opfers nachgewiesen und der Todeszeitpunkt konnte auf 18 Tage vor Auffinden des Körpers festgestellt werden. (nach [14] S. 22)

8.2 Bilder der Verwesungsexperimente

Siehe bitte im .pdf

9 Quellen

Literatur

[1] Reichl, Franz-Xaver (Hrsg.); Benecke, Jochen; Hammelehle, Ruth: Taschenatlas der Toxikologie: Substanzen, Wirkungen, Umwelt. Stuttgart 2 2002

[2] Greim, H. (Hrsg.); Deml, E. (Hrsg.): Toxikologie - Eine Einführung für Naturwissenschaftler und Mediziner. Weinheim 1996

[3] Benecke, Mark: Dem Täter auf der Spur - So arbeitet die moderne Kriminalbiologie. Bergisch Gladbach 2006

[4] Benecke, Mark: Mordmethoden - Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt. Bergisch Gladbach 2001

[5] Riedel, Erwin: Anorganische Chemie. Berlin 2 2004

[6] Walter, Wolfgang; Francke, Wittko: Lehrbuch der organischen Chemie. Stuttgart 24 2004

[7] Sauermost, Rolf; Freudig, Doris (Red.): Lexikon der Biologie in 15 Bänden, Bd. 11. Heidelberg 2003

[8] Mitglieder der Fachschaft Chemie an der WWU Münster: Echt Ätzend - Sicherheitsskript. Münster 10 2003

[9] Amendt, Jens; Zehner, Richard; Bratzke, Hansjürgen: Forensische Insektenkunde - Ein aktueller Forschungszweig der Rechtsmedizin. In: Deutsches Ärzteblatt v. 22.12.2003

[10] Benecke, Mark: Maden entlarven Mörder. In: Spektrum der Wissenschaft 03/2002, S. 42 - 48

[11] Benecke, Mark: Handbuch der Kriminalbiologie. [http://www.benecke.com/handbuch.html, gefunden am 08.09.05]

[12] Benecke, Mark: Entomologie, forensische. [http://www.benecke.com/enzyklop.pdf, gefunden am 20.11.2005]

[13] Benecke, Mark: Insekten auf Leichen - Fälle, fachliche Fortschritte, sowie aktuelle Asservierungshilfen. [http://www.benecke.com/asservierung.html, gefunden am 20.11.2005]

[14] Reichl, Maike: Forensische Entomologie - Insekten, die stillen Assistenten der Kriminalistik und Rechtsmedizin. [www.benecke.com/maike.pdf, gefunden am 17.09.2006]

[15] Dr. Lucas, Christian: Beweisverwertung im Strafverfahren. [http://www.muenster.de/%7Elucas/jura/Beweisverwertung%20im%20Strafprozess.pdf, gefunden am 04.10.05]

[16] Fäulnis und Verwesung. [http://www.home.arcor.de/aktuelldaten/wasser/verwesung.htm, gefunden am 09.03.2006]

[17] Verbrechen - Definition und Bedeutung. [http://www.ilexikon.com/Verbrechen.html, gefunden am 12.08.2006]

[18] Definition Beweis (Rechtswesen). [http://www.ilexikon.com/Beweis_(Rechtswesen).html, gefunden am 12.08.2006]

[19] Entomologie. [http://de.wikipedia.org/wiki/entomologie, gefunden am 09.03.2006]

[20] Mumifikation. [http://de.wikipedia.org/wiki/Mumifikation, gefunden am 09.03.2006]

10 Danksagung

Nach über einem Jahr Erstellungszeit für die vorliegende Seminarfacharbeit möchten wir uns nun an dieser Stelle bei einigen Menschen bedanken, die in vielerlei Hinsicht dazu beigetragen habe, dass das Projekt in dieser Form möglich werden konnte. An erster Stelle steht dabei unser Außenbetreuer Dr. Mark Benecke, der uns trotz zahlreicher beruflicher Verpflichtungen stets für Fragen zur Verfügung stand und uns besonders fachlich sehr weitergeholfen hat. Vielen Dank aber auch an seine Kolleginen Saskia Reibe und Kristina Baumjohann für Hinweise zu den Verwesungsexperimenten und zu Inhalt und Form der Arbeit.

Besonders weil wir zu unserem Außenbetreuer nur über Kommunikationsmedien Kontakt aufnehmen konnten, war jedoch auch eine Unterstützung am Ort sehr wichtig für uns. So hat sich vor allem unsere Fachbetreuerin Frau Lutz intensiv mit dem Thema beschäftigt, die Erstellung der Arbeit begleitet und uns bei der Durchführung des praktischen Teils nicht nur die Räumlichkeiten und Chemikalien, sondern auch ihre Zeit und einige gute Ideen zur Verfügung gestellt.

Für die Einführung in die formellen Aspekte und die gemeinsame Planung unseres Vorgehens möchten wir uns aber auch bei unserem Seminarfachlehrer Herrn Kühn bedanken. Weiterhin geht ein Dankeschön an Frau Kriebitzsch, unsere Seminarfachlehrerin in Klasse 10, sowie unsere Lehrer im wahlobligatorischen Unterricht Klasse 9 und 10, Frau Remdt und Frau Sagrauske, mit deren Hilfe wir uns bereits etwas früher, im Rahmen der Facharbeiten, die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens aneignen konnten. Doch nicht nur an der Goetheschule bekamen wir Unterstützung, sondern auch von Freunden und Familie. Hier ein herzliches Danke an unsere Eltern für Ansporn und Korrekturlesen. Besonders erwähnen möchten wir Evas Großeltern Hartmut und Gudrun Zinke, die beim Bau der Käfige geholfen, ihren Garten für die Verwesung zur Verfügung gestellt und einige Fotos gemacht haben.


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.