2004-06-08 Express: Donald Duck 70 Jahre: Glückwunsch

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Quelle: Express Köln vom 8. Juni 2004, Seite 3

Donald Duck wird 70 -- Express & Freundin Daisy sagen:

Glückwunsch, geliebter Tolpatsch!

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VON MARK BENECKE


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Wo andere Superhelden wie Batman unter den Händen ihrer Zeichner und Autoren altern und bittere Haudegen werden, bleibt Donald auch mit rechnerisch 70 Jahren ein ewiger Junge. Denn wenn er seinen Neffen ernsthaft verordnet, deren lückenhaften Kenntnisse über das Leben der Ameisen zu vervollständigen, ist das Ende schon absehbar: Donald muss sich schon wenige Seiten später vor den Biestern in seine Küchelampe flüchten. Doch es gibt eine Besonderheit: Der Donald Duck, den wir Deutschen kennen und lieben (und der deswegen auch mit "u" ("duck") statt dem u.s.-amerikanischen "a" ("dack") gesprochen wird) ist ein besserer, als derjenige, der im Rest der Welt herumkrakeelt und von einem Fettnapf in den nächsten tritt.


Das kommt, weil die großartigen Zeichnungen von Carl Barks hierzulande von der bis heute nie wieder erreichten Übersetzungs-Kunst von Dr. Erika Fuchs begleitet werden. Verbreitete Redensarten wie "Wenn man dauernd gewinnt, macht's viel mehr Spaß!" oder "Dem Ingenieur ist nichts zu schwör" stammen tatsächlich direkt aus der ‚ ahem ‚ Feder von Donald Duck. (Diese bekannten Zitate wurden in Deutschland erstmals in den DD-Comics benutzt und damit in den Sprachschatz eingeführt.)


Die Weisheiten Entenhausens können aber auch tiefschürfend werden: "Die Wolken ziehn dahin/Sie ziehn auch wieder her/Der Mensch lebt nur einmal/Und dann nicht mehr". Diese Mischung aus tiefem Sinn, Quatsch, Aufbrausen, grenzenloser Eitelkeit und dem ständigem Versagen Donalds ist aber genau das, was Kinder schon immer und moderne Erwachsene immer öfter spüren. So kommt es, dass Donald Duck hierzulande eine perfekte Identifikations-Figur nicht nur für Kinder, sondern eben auch für Erwachsene ist.


Ich selber gehöre in der D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des Lauteren Donaldismus) der mehrheitsbildenden Fraktion der Barksianer an. Andere Donaldisten würden gerne auch andere Zeichner akzeptiert sehen ‚ doch das ist schlechterdings ein Unding:


Carl Barks (und nicht etwas Walt Disney) war derjenige, der alle wichtigen Figuren von Onkel Dagobert ‚ unverkennbar angelehnt an den geizigen alten Turbokapitalisten Ebenezer Scrooge in der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens ‚ bis zur Hexe Gundel Gaukeley und den Panzerknackern erfand. Erst als Barks schon aufgehört hatte, für Disney zu zeichnen, ermittelten seine Fans endlich den Wohnort des "guten Zeichners". Die Verehrung des alten, solide lebenden Mannes nahm bis zu seinem Tod im Jahr 2000 derart abenteuerliche Züge an, dass er sich zuletzt eine geheime Adresse zulegen musste, die nur noch eine Handvoll Menschen auf der Welt kannten.

Barks selber hatte vor seiner Zeit als angestellter Zeichner erfolglos als Cowboy, Holzarbeiter, Schreiner, Stahlarbeiter, Hühnerzüchter und Barkeeper gearbeitet. "Das hat mir wohl geholfen, die Unzulänglichkeiten des armen Donald auszugestalten", sagte er selbst dazu.


Und wirklich: Donald lesen, heißt fürs Leben zu lernen.


In einer Zeit, in der Sozialversicherung und Beruf nur noch Begriffe aus der Vergangenheit sind, sollten wir uns ein Beispiel nehmen und wie Donald einfach durchschlagen und dabei niemals entmutigen lassen (siehe Liste der Jobs im Service-Teil). Den Widernissen des Lebens widersteht Donald sogar da, wo auch der Mutigste verzweifeln würden, beispielsweise beim Transport der größenwahnsinnigen Indischen Plaudervogels (Cracula papperlapappa), der unter anderem Menschen, Affen und Ziegen manipuliert, nur um an seine Leib-Speise -- gedörrte Pflaumen -- zu gelangen. Zu viele Pflaumen bewirken allerdings einen gewaltigen Rausch bei der schwarz gefiederten Plapper-Krähe.


Auch Lore, dem Papagei aus Singapore würde ein normaler Mensch schnell den Hals umdrehen. Ständig macht Lore sich lustig über die Enten, die sie umgeben ‚ unsterblich dabei ihr seemännischer Ausspruch: "Hallo, alte Dampf-Barkasse! Halt Dein Vollmond-Gesicht über die Reling! Dann lachen sich die Fische kaputt." Donald behält trotz all dieser Anfechtungen zwar niemals die Ruhe, doch beißt er sich (meist mithilfe seiner drei Neffen) auch durch den aberwitzigsten Job, bis es zu irgendeinem, natürlich unvorhersehbaren Ende kommt. Einen sehr alten Streit unter Donaldisten konnten wir übrigens bereits in der EXPRESS vom 21. & 22. August 2003 beenden: Entenhausen liegt beweisbar in Köln.


SERVICE-TEIL 1: Zitate von Donald Duck (Carl Barks/Erika Fuchs)

1. Donald: "Wenn man dauernd gewinnt, macht's viel mehr Spaß!" (Aus "Das große Golfmogeln")

2. Donald singt: "Und lieg' ich dereinst auf der Bahre/So denkt an meine Guitahre/Und gebt sie mir mit in mein Grab." (Aus ªDer Schnee-Einsiedel´) (ZUGLEICH DIE OFFIZIELLE HYMNE DER D.O.N.A.L.D.)

3. Entenhausener Bürgerin: "Ich erziehe meine Töchter nach dem Grundsatz: 'Im Entsagen reich, im Ertragen stark, in der Arbeit unermüdlich!' Sittenloses Treiben lehne ich ab." (Aus "Rosenmontags-Rummel")

4. Donald: "Ich traue Mädchen mit schwarzen Haaren und Schlitzaugen auch nicht über den Weg. Die können das Hexen nicht lassen!" (Aus "Die vielen Gesichter der Gundel Gaukeley")

5. Altes Entenhausener Liedgut: "Die Wolken ziehn dahin/Sie ziehn auch wieder her/Der Mensch lebt nur einmal/Und dann nicht mehr." (Aus "Arturo der Affe")

6. Entenhausener Forstbeamte: "Pah, moderne Jugend! Lauter Softies, Knackis und Gruftis! Jammerlappen allzumal!" (Aus "Die Eignungsprüfung")

7. Track: "Es ist eine Lust im 20. Jahrhundert zu leben!" (Aus "Die schwimmende Insel")


SERVICE-TEIL 2: Biografie Carl Barks

  • Carl Barks wurde am 27. 3. 1901 in Oregon, USA geboren
  • ab 1935 (also erst mit 34!) arbeitete er bei den Disney Studios (Filme)
  • Die von Ihm gezeichneten und getexteten Geschichten mit und um Donald Duck entstanden 1943 ‚ 1966
  • Carl Barks starb am 25. August 2000 nach langer und schwerer Krankheit im Alter von 99 Jahren



SERVICE-TEIL 3: Alfabetische Liste einiger von Donald (in der Regel erfolglos) ausgeführten Berufe und Tätigkeiten: