2001 08 SZ: Kuenstliche Intelligenz: Difference between revisions

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'''Von: Mark Benecke und Klaus Fehling'''<BR>
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Revision as of 10:32, 1 April 2016

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Quelle: Süddeutsche Zeitung (darin: Feuilleton), Nr. 198 vom 29. August 2001, Seite 19

Sieh mich, hör mich, fühl mich -- und schalt mich aus!

Eifer im Arbeitsspeicher: Kann man noch künstliche von menschlicher Intelligenz unterscheiden?

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Von: Mark Benecke und Klaus Fehling

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„Warum schmeckt es so gut, Maden auf altem Käse zu essen?“ Die meisten Menschen reagieren auf diese Frage mit Abscheu: Wer findet schon Maden auf Käse lecker? Aber was würde ein intelligenter Computer antworten? Kann eine Software sich vor Maden ekeln?


Die Frage, ob Computer Gefühle entwickeln können, beschäftigt schon lange die Fantasie von Wissenschaftlern und Künstlern. Besonders eindrucksvoll behandelte etwa Stanley Kubrick das Problem 1968 in der Space Odyssey . Hier entwickelte ein statischer Rechner psychotisch-manipulative Züge. Im Film „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982 sind die von der Erde verbannten Nexus 6- Roboter nur durch ihr einprogrammiertes Sterbedatum von echten Menschen zu unterscheiden. Nun hat Steven Spielberg das Motiv des beseelten Automaten aufgegriffen: Dass zwischen Mensch und Maschine indes keine Seelenverwandtschaft besteht, beleuchtet Spielbergs A.I. (Artificial Intelligence) aus anrührend emotionaler Perspektive. Der Film selber bietet eigentlich keine Überraschungen. Erstaunlicher Weise hat er aber die New Yorker Journalisten komplett überfordert.


So reflektiert die New York Times in Rätseln: „Wenn A.I. eine Aktie wäre, könnte man ihr einen interessanten Ausgabewert zuschreiben. Die investierende Öffentlichkeit hätte aber einen Rückzieher gemacht, nachdem sie sich die Sache genauer angesehen hat.“ Auch die Village Voice, Manhattans linksalternative Pulitzerpreisträgerin, hat Film-Schwierigkeiten der anderen Art: „A.I. ist eine lesbische Fantasie“, meint die Zeitung. Der Grund: „Auch wir Homosexuellen sind lange Zeit im outer space gewesen.“


Gedanken-Geratter

Dass Maschinen eines Tages denken und fühlen können, daran hatte auch der 1912 geborene englische Mathematiker Alan Turing keinen Zweifel. Wichtiger war ihm die Frage: Wenn eine Maschine denken kann, wie können wir feststellen, dass sie es tut? In einem berühmt gewordenen Artikel über „Computing Machinery and Intelligence“ dachte Turing 1950 darüber nach, ob man in der Zukunft noch synthetische von menschlicher Intelligenz unterscheiden könne: „In etwa fünfzig Jahren wird ein normaler Fragender eine Chance von nicht mehr als 70 Prozent haben, um nach fünf Minuten eine korrekte Identifizierung zu erreichen.“ Seither werden solche Imitations-Spiele als Turing-Tests bezeichnet.


Turing führte den Begriff der Intelligenten Maschine bereits ein, als der Computer, mit dem er es zu tun hatte noch aus 2400 Vakuumröhren bestand und nicht zuletzt aufgrund seiner gigantischen Ausmaße den Namen „Colossus“ trug. Mit seiner Hilfe gelang es Turing und seinem Team im englischen Bletchley Park 1944, die Enigma-Funksprüche zwischen den Deutschen U-Booten zu entschlüsseln. Das war ein kriegsentscheidender Fortschritt in buchstäblich letzter Sekunde. Denn deutsche U-Boote versenkten die Schiffe der Alliiertenkonvois auf dem Atlantik in einem alarmierenden Ausmaß und behinderten so die ausreichende Versorgung der Britischen Inseln auf dem Seeweg. Durch den Erfolg der Collossus-Maschine konnte die Position jedes deutschen U-Boots im Atlantik aus den verschlüsselten Nachrichten gelesen werden. Dieser Erfolg verhinderte allerdings nicht, dass dem homosexuellen Alan Turing 1952 in seiner Heimat England wegen „grober Sittenlosigkeit“ der Prozess gemacht wurde. Er wurde zu einer Hormontherapie verurteilt, die ihn von seiner Homosexualität „heilen“ sollte.


Gleich nach dem Krieg machte sich Turing daran, eine universelle programmgesteuerte Maschine zu entwerfen, die wie ein menschliches Gehirns funktionieren sollte: Ein kreativer und erschaffender Apparat also, der auch wissen sollte, dass und was er erschaffen hatte. Die Maschine sollte dazu noch Gefühle haben und sie an sich selbst bemerken können.


Auf moralische und religiöse Einwände von Kritikern, die Turings Ideen und Pläne für anmaßend hielten, oder bereits damals die Schreckensvision einer von intelligenten Robotern geknechteten Menschheit entwickelten, reagierte er mit der Feinfühligkeit eines Mathematikers: „Da diese Einwände rein emotional sind, brauchen sie eigentlich nicht widerlegt zu werden.“ Für Turing waren Maschinen grundsätzlich lernfähig. Viele Mathematiker, angewandte Physiker und Ingenieure sehen das bis heute anders: Für sie ist die Intelligenz der Maschine nur ein Spiegel der Intelligenz ihres Schöpfers. Doch Turing war sicher, dass ebenso wie ein Schüler seinen Lehrer in den Schatten stellen kann, auch eine lernfähige Maschine irgendwann ihren Erfinder überflügeln wird.


Seit 1991 veranstaltet das verhaltenspsychologische Privatinstitut Cambridge Center for Behavioral Studies einmal im Jahr einen Wettbewerb, bei dem intelligente Computerprogramme gegen Menschen antreten. Dabei „unterhalten sich“ Juroren entweder mit Computerprogrammen oder einem menschlichen Gegenüber. Die Juroren wissen aber nicht, ob am anderen Ende der Verbindung ein Mensch vor einem Bildschirm sitzt oder ob der Gesprächspartner ein Stück Software ist. Mit einem Punktesystem bewerten sie am Ende die „Menschlichkeit“ ihres Konversations-Partners. Die Software, der es am besten gelingt, die Jury aufs Glatteis zu führen, gewinnt eine bronzene Medaille und zweitausend Dollar. Die Tricks der Programme sind vielfältig. Mal ziehen sie jedes Thema sofort ins Sexuelle, mal sind sie dauerhaft so schlecht „gelaunt“ wie Marvin, der depressive Roboter aus den Büchern von Douglas Adams.


Ein weiterer Preis wartet derweil noch auf denjenigen, dessen Programm es schafft, den Turing-Test endgültig zu bestehen: Der New Yorker Theater- Equipment-Hersteller Hugh Loebner stiftete hunderttausend Dollar sowie eine achtzehnkarätige Goldmedaille für den Entwickler jenes Programms, dessen Antworten nicht mehr von denen eines Menschen zu unterscheiden sind. Obwohl die Softwareentwicklung in diesem Bereich rasch voran schreitet, scheint eine solche Entwicklung auch 50 Jahre nach Turings erstem Artikel über intelligente Maschinen noch in weiter Ferne. In diesem Jahr wird der Wettbewerb übrigens am 13. Oktober im London Science Museum ausgetragen.


Maschinen-Geschnatter

Künstlichen Intelligenzen kann man heute oft begegnen. Nicht nur die Werbung hat längst die Bedeutung eines virtuellen Gesprächspartners erkannt und setzt intelligente Avatare (virtuelle Geschöpfe) als Gesprächspartner ein. Auf den Webseiten der Deutschen Bank beantwortet bereits eine Rechnergeburt jede Frage zum Thema Immobilien. Auch in Chat-Umgebungen wie dem Internet Relay Chat (IRC) finden sich hilfsbereite Intelligenzen. Im Kanal #philosophy ist die Teilnehmerin „phytia“ darum bemüht, Beiträge bestimmter Teilnehmer von der einen in die andere Sprache zu übersetzen. Auf den ersten Blick erscheint sie wie eine gelangweilte Fremdsprachenkorrespondentin. In Wahrheit ist „pythia“ ein Chatterbot , ein Computerprogramm, mit dem man sich unterhalten kann. Je komplizierter die Regeln sind, nach denen diese Programme agieren, desto intelligenter erscheinen sie. Alan Turing, der sich zeitweise selbst für eine Maschine hielt, wusste das.


Am 21. Juni 1948 wurde der weltweit erste elektronische Computer mit gespeichertem Programm, die „Manchester Automatic Digital Machine“ (MADAM), in Betrieb genommen. Turing, der zu dieser Zeit stellvertretender Direktor des Computerlaboratoriums der Universität Manchester war, behauptete, dass die Maschine mehr konnte, als nur Zahlen in ihre Primfaktoren zu zerlegen. Er ließ den Computer Schach spielen und programmierte ihn sogar dazu, Liebesbriefe zu schreiben. Ende der fünfziger Jahre berechnete seine MADAM den Sankt-Lawrence- Seeweg, der über eine Strecke von dreitausendachthundert Kilometern die großen kanadischen Seen mit dem Atlantischen Ozean verbindet – eine der großen Ingenieurleistungen des vergangenen Jahrhunderts.


Doch zu diesem Zeitpunkt lebte Turing schon nicht mehr. Die Hormonbehandlung, zu der er verurteilt war, zeigte für ihn unerträgliche Nebenwirkungen. Turing nahm sich am siebten Juni 1954 das Leben.


Je mehr intelligente Maschinen und Programme über unser Verhalten lernen, desto besser imitieren Sie uns. Vielleicht werden sie schon bald den Turing-Test bestehen. Wahrscheinlich mit der klugen Antwort auf die Frage, was sie von Maden auf altem Käse halten.


Mit großem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.