1995 Mikrokosmos: Einfache Darstellung des Nervensystems und weiterer Strukturen junger Blutegel: Difference between revisions

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Quelle: MikrokosmosBand 84, S. 311-313 (1995)<br>
Quelle: Mikrokosmos, Band 84, S. 311-313 (1995)<br>


=<font color=orange>Einfache Darstellung des Nervensystems und weiterer Strukturen junger Blutegel</font>=
=<font color=orange>Einfache Darstellung des Nervensystems und weiterer Strukturen junger Blutegel</font>=
==<font color=orange>(Simple and Quick Vizualisation of the Nerve System and Further Structures in Young Leeches (''Hirudo medicinalis'' L.))</font>==
==<font color=orange>(Simple and Quick Vizualisation of the Nerve System and Further Structures in Young Leeches (''Hirudo medicinalis'' L.))</font>==


[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles über MB]]<br>
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]] [Vorwort zum Buch ueber [[Blutegel]]]<br>
 
'''VON MARK BENECKE'''<BR>


'''Von Mark Benecke'''<BR>


<html><a href="http://wiki2.benecke.com/images/0/0c/1995_09_Mikrokosmos_Einfache_Darstellung_des_Nervensystems_und_weiterer_Strukturen_junger_Blutegel_Mark_Benecke_komp.pdf" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/b/ba/1995_09_Mikrokosmos_Einfache_Darstellung_des_Nervensystems_und_weiterer_Strukturen_junger_Blutegel_Mark_Benecke_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF!</figcaption></a></html>
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[[File:Mikrokosmos pic 1.jpg|thumb|150px|right|<font color=black>Abbildung 1. Das Bauchmark wird seitlich von Nephridien flankiert. Im Kurs verwende man Durchlicht, die genannten Strukturen erscheinen dann dunkel. Anterior die acht dunklen Pigmentaugen. Der anteriore Saugnapf ist eingestülpt, der posteriore ragt vor. Vor ihm (dunkel) liegt ein Rest unverdauten Blutes im Magen.</font>]]  


Junge Blutegel eignen sich hervorragend als einfache lichtmikroskopische Untersuchungsobjekte. Ihre K&ouml;rperwand ist durchscheinend und gibt den Blick frei auf das dunkel gef&auml;rbte Nervensystem sowie die Augen und den Kiefer. Die Tiere sind robust und m&uuml;ssen nicht angef&auml;rbt werden. Auch im zeitlich begrenzten Rahmen des Anf&Auml;ngerkurses an der Universit&auml;t bzw. im Schulunterricht k&ouml;nnen sie als einfach zu handhabendes Anschauungsmaterial dienen.<br>
Junge Blutegel eignen sich hervorragend als einfache lichtmikroskopische Untersuchungsobjekte. Ihre K&ouml;rperwand ist durchscheinend und gibt den Blick frei auf das dunkel gef&auml;rbte Nervensystem sowie die Augen und den Kiefer. Die Tiere sind robust und m&uuml;ssen nicht angef&auml;rbt werden. Auch im zeitlich begrenzten Rahmen des Anf&Auml;ngerkurses an der Universit&auml;t bzw. im Schulunterricht k&ouml;nnen sie als einfach zu handhabendes Anschauungsmaterial dienen.<br>


Ausgewachsene Blutegel sind sehr leicht zu halten. Bereits ein kleines Aquarium (15 Liter) beherbergt bequem bis zu einem Dutzend erwachsener Tiere, die nur einmal pro Jahr gef&uuml;ttert werden m&uuml;ssen. Pflege ist, abgesehen von gelegentlichen Wasserwechseln, so gut wie nicht n&ouml;tig. Adulte Tiere legen pro Sommer bis zu drei Schaumkokons, aus denen je zehn bis drei&szlig;ig Jungtiere schl&uuml;pfen.<br><br> Ausf&uuml;hrliche Hinweise zur Haltung von Hirudo finden sich in der unten aufgef&uuml;hrten Literatur (Benecke 1995). Die Aufzucht der Jungtiere ist sehr m&uuml;hselig; auch unter Normalbedingungen sterben derer viele. Daher ist es erlaubt, die juvenilen, ungef&uuml;tterten Egel etwa einer Woche nach dem Ausschl&uuml;pfen in 80% Ethanol oder Methanol zu &uuml;berf&uuml;hren und bis zur Pr&auml;paration in einem durchsichtigen Filmd&ouml;schen im K&uuml;hlschrank (4&deg;C bis 12&deg;C) zu lagern. Das Nervensystem der gut zwei cm langen Tiere hellt durch l&auml;ngere Lagerung ein wenig auf, alle anderen Strukturen behalten ihre optische Qualit&auml;t bei. Die Tiere flachen durch den alkoholischen Wasserentzug leicht ab. Wer Wert auf perfekt gestreckte, unverdrehte Pr&auml;parate legt, mu&szlig; die Tiere daher einige Tage in einem mit Alkohol gef&uuml;llten Uhrglassch&auml;lchen ausrichten.<br>
Ausgewachsene Blutegel sind sehr leicht zu halten. Bereits ein kleines Aquarium (15 Liter) beherbergt bequem bis zu einem Dutzend erwachsener Tiere, die nur einmal pro Jahr gef&uuml;ttert werden m&uuml;ssen. Pflege ist, abgesehen von gelegentlichen Wasserwechseln, so gut wie nicht n&ouml;tig. Adulte Tiere legen pro Sommer bis zu drei Schaumkokons, aus denen je zehn bis drei&szlig;ig Jungtiere schl&uuml;pfen.<br><br> Ausf&uuml;hrliche Hinweise zur Haltung von Hirudo finden sich in der unten aufgef&uuml;hrten Literatur (Benecke 1995). Die Aufzucht der Jungtiere ist sehr m&uuml;hselig; auch unter Normalbedingungen sterben derer viele. Daher ist es erlaubt, die juvenilen, ungef&uuml;tterten Egel etwa einer Woche nach dem Ausschl&uuml;pfen in 80% Ethanol oder Methanol zu &uuml;berf&uuml;hren und bis zur Pr&auml;paration in einem durchsichtigen Filmd&ouml;schen im K&uuml;hlschrank (4&deg;C bis 12&deg;C) zu lagern. Das Nervensystem der gut zwei cm langen Tiere hellt durch l&auml;ngere Lagerung ein wenig auf, alle anderen Strukturen behalten ihre optische Qualit&auml;t bei. Die Tiere flachen durch den alkoholischen Wasserentzug leicht ab. Wer Wert auf perfekt gestreckte, unverdrehte Pr&auml;parate legt, mu&szlig; die Tiere daher einige Tage in einem mit Alkohol gef&uuml;llten Uhrglassch&auml;lchen ausrichten.<br>
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Das Nervensystem der Blutegel besteht aus einem Bauchmark, auf d em gut zwanzig Ganglienpaare liegen. Ganglien und Mark sind deutlich sichtbar (Abb. 2) und k&ouml;nnen oft durch das gesamte Tier hindurch verfolgt werden. Auff&auml;llig ist die reiche Innervation der beiden Saugn&auml;pfe; dort liegen die Ganglien besonders dicht beieinander. In der H&ouml;he der drei Kiefer befindet sich das Cerebralganglion. Interessanterweise stimmt bei Hirudo die &auml;u&szlig;ere Ringelung des K&ouml;rpers nicht mit der inneren Segmentierung &uuml;berein. Auf jedes echte (innere) Segment kommen mehrere &auml;u&szlig;ere Ringel (Annuli). Das Nervensystem ist nicht in 33 echte K&ouml;rpersegmente gegliedert, da die letzen 7 Segmente zu einer Haftscheibe verschmolzen sind. <br>
Das Nervensystem der Blutegel besteht aus einem Bauchmark, auf d em gut zwanzig Ganglienpaare liegen. Ganglien und Mark sind deutlich sichtbar (Abb. 2) und k&ouml;nnen oft durch das gesamte Tier hindurch verfolgt werden. Auff&auml;llig ist die reiche Innervation der beiden Saugn&auml;pfe; dort liegen die Ganglien besonders dicht beieinander. In der H&ouml;he der drei Kiefer befindet sich das Cerebralganglion. Interessanterweise stimmt bei Hirudo die &auml;u&szlig;ere Ringelung des K&ouml;rpers nicht mit der inneren Segmentierung &uuml;berein. Auf jedes echte (innere) Segment kommen mehrere &auml;u&szlig;ere Ringel (Annuli). Das Nervensystem ist nicht in 33 echte K&ouml;rpersegmente gegliedert, da die letzen 7 Segmente zu einer Haftscheibe verschmolzen sind. <br>


[[File:Mikrokosmos pic 2.jpg|thumb|200px|left|<font color=black>Abbildung 2. Sägezähnchen der Kiefer.</font>]]


Links und rechts flankieren Nephridien das Bauchmark. Sie sind als dunkle Punkte deutlich zu erkennen. Die drei Kiefer des Jungegels k&ouml;nnen problemlos mit zwei Nadeln oder dem Skalpell aus dem Tier herauspr&auml;periert und gegebenenfalls wie Radulae von Schnecken in Entellan o.&auml;. eingebettet werden. Deutlich sind die Z&auml;hnchen zu erkennen (Abb. 3), mit denen die Egel eine sternf&ouml;rmige Wunde in die Haut der Wirtstiere s&auml;gen.<br>
Links und rechts flankieren Nephridien das Bauchmark. Sie sind als dunkle Punkte deutlich zu erkennen. Die drei Kiefer des Jungegels k&ouml;nnen problemlos mit zwei Nadeln oder dem Skalpell aus dem Tier herauspr&auml;periert und gegebenenfalls wie Radulae von Schnecken in Entellan o.&auml;. eingebettet werden. Deutlich sind die Z&auml;hnchen zu erkennen (Abb. 3), mit denen die Egel eine sternf&ouml;rmige Wunde in die Haut der Wirtstiere s&auml;gen.<br>
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Der Einsatz selbstgez&uuml;chteter Jungegel kann die Pr&auml;paration der mittlerweile recht teuren Adulttiere im Kurs ersetzen. Fixierte Hirudo sind haltbar, robust, gut handhabbar und vermitteln dem Praktikanten leicht ein Erfolgserlebnis. Ein weiteres motivierendes Element sind die zur Zucht erforderlichen lebenden Adulttiere, die sehr vielseitige Beobachtungen erlauben (Fortbewegungsarten, Menge aufgenommenen Blutes/ausgeschiedenen Wassers, Laufgeschwindigkeit; sogar Lernexperimente sind m&ouml;glich [siehe Benecke 1995].<br>
Der Einsatz selbstgez&uuml;chteter Jungegel kann die Pr&auml;paration der mittlerweile recht teuren Adulttiere im Kurs ersetzen. Fixierte Hirudo sind haltbar, robust, gut handhabbar und vermitteln dem Praktikanten leicht ein Erfolgserlebnis. Ein weiteres motivierendes Element sind die zur Zucht erforderlichen lebenden Adulttiere, die sehr vielseitige Beobachtungen erlauben (Fortbewegungsarten, Menge aufgenommenen Blutes/ausgeschiedenen Wassers, Laufgeschwindigkeit; sogar Lernexperimente sind m&ouml;glich [siehe Benecke 1995].<br><br>


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Literatur<br>
Literatur<br>
<li>Benecke, M.: ''Hirudo medicinalis'' Linné 1758: Zucht und Biologie des Medizinischen Blutegels. DATZ Aquarien Terrarien 48, 168-171 (1995).</li><br>
* ''Hirudo medicinalis'' Linné 1758: Zucht und Biologie des Medizinischen Blutegels. DATZ Aquarien Terrarien 48, 168-171 (1995)]<br>
<li>Gruner, H.-E. (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Begr&uuml;ndet von A. Kaestner. Band 1, 3. Teil. Gustav Fischer Verlag, Jena 1993.</li><br>
 
<li>Oken, L.: Allgemeine Naturgeschichte f&uuml;r alle St&auml;nde. Band 5, 2. Abteilung. Hoffmann, Stuttgart 1835.</li><br>
* Gruner, H.-E. (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Begr&uuml;ndet von A. Kaestner. Band 1, 3. Teil. Gustav Fischer Verlag, Jena 1993.<br>
<li>Storch, V., Welsch, U.: Systematische Zoologie. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1991.</li><br>
 
* Oken, L.: Allgemeine Naturgeschichte f&uuml;r alle St&auml;nde. Band 5, 2. Abteilung. Hoffmann, Stuttgart 1835.<br>
 
* Storch, V., Welsch, U.: Systematische Zoologie. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1991.<br>
 


Verfasser: Mark Benecke, Zoologisches Institut der Universit&auml;t, 50923 K&ouml;ln (CURRENT ADDRESS: SEE VERY BOTTOM!)<br>
Verfasser: Mark Benecke, Zoologisches Institut der Universit&auml;t, 50923 K&ouml;ln (CURRENT ADDRESS: SEE VERY BOTTOM!)<br>
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''Ich danke Einhard Schierenberg. Die Photographien entstanden in seinem Labor und unter seiner Mitwirkung.''<br><br>
''Ich danke Einhard Schierenberg. Die Photographien entstanden in seinem Labor und unter seiner Mitwirkung.''<br><br>


===<font color=orange>Lesetipps</font>===
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* [[1995 03 Die Zeit: Vom Schneck zum Schreck|Vom Schneck zum Schreck]] <br>
* [[1995 05 Die Zeit: Der vertonte Fadenwurm|Der vertonte Fadenwurm]]<br>
* [[1993 Mark Benecke: Vom wunderlichen Treiben atlantischer Küstenschnecken|Vom wunderlichen Treiben atlantischer Küstenschnecken]]<br>
* [[Kappes Benecke Die Baender der Cepaeae|Die rätselhaften Bänder der Cepaeae]]<br>
* [[2004_07_Neon:_Sticht_Das_Mueckenquartett|Sticht! Das Mückenquartett]]<br>
* [[Dt Malakozoologische Gesellschaft Fremdlaendische Schneckenarten im Terrarium des Koelner Zoologischen Gartens|Fremdländische Schneckenarten im Terrarium des Kölner Zoologischen Gartens]]<br>
* [[1996 Club Conchylia: Zum Liebespfeil der Schnirkelschnecken (Helicidae): Funktion und experimentelle Strukturaufklärung -- On the love arrow of Helicid snails|Zum Liebespfeil der Schnirkelschnecken (Helicidae)]]<br>
* [[2004-06-25 SZ-Magazin: Schabenfreude|Schabenfreude]]<br>
* [[Erfahrungen mit Fauchschaben als Lehrmittel|Erfahrungen mit Fauchschaben als Lehrmittel]]<br>
* [[Editing 1995 : Die Aquarien- und Terrarienzeitschrift DATZ: Hirudo medicinalis Linne 1758: Zucht und Biologie des Medizinischen Blutegels|''Hirudo medicinalis'' Linné 1758: Zucht und Biologie des Medizinischen Blutegels]]<br>
* [[Blutegel]]<br><br></i>





Revision as of 11:22, 4 January 2018

Mikrokosmos logo.jpg

Quelle: Mikrokosmos, Band 84, S. 311-313 (1995)

Einfache Darstellung des Nervensystems und weiterer Strukturen junger Blutegel

(Simple and Quick Vizualisation of the Nerve System and Further Structures in Young Leeches (Hirudo medicinalis L.))

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB] [Vorwort zum Buch ueber Blutegel]

VON MARK BENECKE


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Abbildung 1. Das Bauchmark wird seitlich von Nephridien flankiert. Im Kurs verwende man Durchlicht, die genannten Strukturen erscheinen dann dunkel. Anterior die acht dunklen Pigmentaugen. Der anteriore Saugnapf ist eingestülpt, der posteriore ragt vor. Vor ihm (dunkel) liegt ein Rest unverdauten Blutes im Magen.

Junge Blutegel eignen sich hervorragend als einfache lichtmikroskopische Untersuchungsobjekte. Ihre Körperwand ist durchscheinend und gibt den Blick frei auf das dunkel gefärbte Nervensystem sowie die Augen und den Kiefer. Die Tiere sind robust und müssen nicht angefärbt werden. Auch im zeitlich begrenzten Rahmen des AnfÄngerkurses an der Universität bzw. im Schulunterricht können sie als einfach zu handhabendes Anschauungsmaterial dienen.


Ausgewachsene Blutegel sind sehr leicht zu halten. Bereits ein kleines Aquarium (15 Liter) beherbergt bequem bis zu einem Dutzend erwachsener Tiere, die nur einmal pro Jahr gefüttert werden müssen. Pflege ist, abgesehen von gelegentlichen Wasserwechseln, so gut wie nicht nötig. Adulte Tiere legen pro Sommer bis zu drei Schaumkokons, aus denen je zehn bis dreißig Jungtiere schlüpfen.

Ausführliche Hinweise zur Haltung von Hirudo finden sich in der unten aufgeführten Literatur (Benecke 1995). Die Aufzucht der Jungtiere ist sehr mühselig; auch unter Normalbedingungen sterben derer viele. Daher ist es erlaubt, die juvenilen, ungefütterten Egel etwa einer Woche nach dem Ausschlüpfen in 80% Ethanol oder Methanol zu überführen und bis zur Präparation in einem durchsichtigen Filmdöschen im Kühlschrank (4°C bis 12°C) zu lagern. Das Nervensystem der gut zwei cm langen Tiere hellt durch längere Lagerung ein wenig auf, alle anderen Strukturen behalten ihre optische Qualität bei. Die Tiere flachen durch den alkoholischen Wasserentzug leicht ab. Wer Wert auf perfekt gestreckte, unverdrehte Präparate legt, muß die Tiere daher einige Tage in einem mit Alkohol gefüllten Uhrglasschälchen ausrichten.


Unter einem Deckglas (24X36 mm, ggf. mit Plastilinfüßchen) leicht gequetschte Einzeltiere werden im Durchlicht unter dem Binokular bzw. unter geringer Vergrößerung des Mikroskopes betrachtet. Auffällig sind die anterior liegenden Pigmentflecken (»Augen«, Abb. 1). Sie sind halbkreisförmig angordnet und helfen dem Egel, lichtgeschützte Unterschlupfe zu finden. Betrachtet man das Präparat ohne Deckglas, so wird die räumliche Anordnung der Augen sehr schön sichtbar. Laut Literatur soll die Zahl der Augen schwanken; in meiner Zucht liegen sechs Pigmentflecke dorsal, während zwei bis vier weitere randständig auf der Ventralseite zu finden sind.


Das Nervensystem der Blutegel besteht aus einem Bauchmark, auf d em gut zwanzig Ganglienpaare liegen. Ganglien und Mark sind deutlich sichtbar (Abb. 2) und können oft durch das gesamte Tier hindurch verfolgt werden. Auffällig ist die reiche Innervation der beiden Saugnäpfe; dort liegen die Ganglien besonders dicht beieinander. In der Höhe der drei Kiefer befindet sich das Cerebralganglion. Interessanterweise stimmt bei Hirudo die äußere Ringelung des Körpers nicht mit der inneren Segmentierung überein. Auf jedes echte (innere) Segment kommen mehrere äußere Ringel (Annuli). Das Nervensystem ist nicht in 33 echte Körpersegmente gegliedert, da die letzen 7 Segmente zu einer Haftscheibe verschmolzen sind.

Abbildung 2. Sägezähnchen der Kiefer.

Links und rechts flankieren Nephridien das Bauchmark. Sie sind als dunkle Punkte deutlich zu erkennen. Die drei Kiefer des Jungegels können problemlos mit zwei Nadeln oder dem Skalpell aus dem Tier herauspräperiert und gegebenenfalls wie Radulae von Schnecken in Entellan o.ä. eingebettet werden. Deutlich sind die Zähnchen zu erkennen (Abb. 3), mit denen die Egel eine sternförmige Wunde in die Haut der Wirtstiere sägen.


Weitere gut sichtbare Strukturen sind die beiden Saugnäpfe sowie der im Tod eingestülpte Schlund. Falls ein Jungtier Blut aufgenommen hat, ist auch der dunkle Magen(inhalt) zu sehen, der sich in sackartigen Auswölbungen durch das gesamte Tier streckt.


Der Einsatz selbstgezüchteter Jungegel kann die Präparation der mittlerweile recht teuren Adulttiere im Kurs ersetzen. Fixierte Hirudo sind haltbar, robust, gut handhabbar und vermitteln dem Praktikanten leicht ein Erfolgserlebnis. Ein weiteres motivierendes Element sind die zur Zucht erforderlichen lebenden Adulttiere, die sehr vielseitige Beobachtungen erlauben (Fortbewegungsarten, Menge aufgenommenen Blutes/ausgeschiedenen Wassers, Laufgeschwindigkeit; sogar Lernexperimente sind möglich [siehe Benecke 1995].


Literatur

  • Hirudo medicinalis Linné 1758: Zucht und Biologie des Medizinischen Blutegels. DATZ Aquarien Terrarien 48, 168-171 (1995)]
  • Gruner, H.-E. (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Begründet von A. Kaestner. Band 1, 3. Teil. Gustav Fischer Verlag, Jena 1993.
  • Oken, L.: Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände. Band 5, 2. Abteilung. Hoffmann, Stuttgart 1835.
  • Storch, V., Welsch, U.: Systematische Zoologie. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1991.


Verfasser: Mark Benecke, Zoologisches Institut der Universität, 50923 Köln (CURRENT ADDRESS: SEE VERY BOTTOM!)

Ich danke Einhard Schierenberg. Die Photographien entstanden in seinem Labor und unter seiner Mitwirkung.


Lesetipps



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.